Wahrheit oder Lüge

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Milla Livingstone
Veröffentlicht: 03.03.2018 16:14
Aktualisiert: 03.03.2018 16:14
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Wahrheit oder Lüge?

Nachmittags einen Vortrag, aber man fühlt sich plötzlich so kränklich und nicht in der Lage den Vortrag zu halten. Übelkeit – vielleicht  liegt es ja nur an der Aufregung. Man redet sich das zumindest ein. Weitere Symptome wie Kopfschmerzen oder Halsschmerzen kommen hinzu und dir ist klar du musst dich für den Nachmittag abmelden. Eigentlich sollte die Geschichte hier enden. Doch der Schüler macht sich stattdessen Gedanken was sich der Lehrer daraus bildet. Statt „Gute Besserung“ denkt sich dieser vielleicht „nicht Vorbereitet für den Vortrag“. Leidet meine Mitarbeitsnote darunter? Lieber einen schlechten Vortrag, aber dafür einen guten Eindruck? Ich kann es den Lehrern nicht übel nehmen, denn wann weiss man ob die Krankheit nur „vorgespielt“ ist oder ob der Schüler tatsächlich krank ist. Und es ist selbstverständlich, dass Lehrer bei braven Schülern weniger Hintergedanken haben als bei denjenigen, die sonst negativ auffallen. Ist das jedoch gerecht? Aber nicht nur Lehrer geben sich argwöhnisch auch unter Schülern fallen die Gedanken ähnlich aus: „Aha, XY ist also heute Nachmittag krank. Natürlich! Morgen ist ja Matheprüfung. Wir sitzen in der Schule und sie lernt gemütlich zu Hause.“ Anstatt : „Natürlich! XY soll sich erholen und hoffentlich kann er/sie morgen zur Mathe-Prüfung erscheinen und muss diese nicht nachschreiben.“ 

Aber auch ausserhalb der Schule ist der Grat zwischen Glauben und Misstrauen extrem schmal. Misstrauen ist kein Lehrer-/ Schülersyndrom, es ist menschlich. Über ein spezielles Beispiel musste in den letzten Tagen öfters nachdenken. Ein Flüchtling spielt zusammen mit meinem Bruder im Fussballclub. Er erzählt von seiner Reise nach Liechtenstein. Man kennt die furchtbaren Geschichten und ich möchte gar nicht genauer darauf eingehen. Zwei Reaktionen erhielt mein Bruder als er die Erzählungen des Flüchtlings über seine Herreise mit anderen teilte. Die erste Person war schockiert und freute sich, dass sich der Flüchtling in der Gesellschaft integriert (sie meinte damit speziell den Fussballclub). Die zweite Person meine: „Hübsche Geschichte. Man hat sie ihm auch geglaubt, oder? Hat er einen Platz im Flüchtlingsheim bekommen?“

Im Vergleich erscheint mir das Schulbeispiel fast nichtig. Es ist alltäglich. Aber: Wie weit gehen wir? Wieviel müssen wir leisten, dass man uns „die Geschichte“ abkauft? Was ich mit diesem Beispiel zeigen wollte, man weiss nie ob man den Menschen unrecht tut. Es geht schneller als man denkt. Es heisst nicht, dass man prinzipiell nicht hinterfragen soll. Aber manchmal ist es vielleicht besser einmal zu viel gute Besserung wünschen. Wir können unseren Mitmenschen ohnehin nicht in den Kopf schauen.

 

 

Kommentare

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Am 25.04.2023, Knjiga
Mir erging es ähnlich wie beim Beispiel in der Schule. Am Nachmittag fand ein Schulausflug auf die Eisbahn statt, aber davor hatten wir noch 1 Lektion. Ich dachte, sie sei abgesagt, und kam nicht. Danach glaubten viele, ich hätte einfach keine Lust, meine Schlittschuhe mit zur Schule zu nehmen und hätte deswegen geschwänzt, und das hatte ich ja auch nicht und davor beschwerte ich mich bei meinen Mitschülern darüber, was am Ende natürlich nicht half. :P Der Lehrer glaubte mir dann doch zum Glück und ich kann jetzt gut darüber lachen.
Cooler Text!