Mir fehlte schon immer eine gewisse tiefere Beziehung zu Hunden, was wahrscheinlich daher kommt, in einer Allergiker-Familie aufgewachsen zu sein. Haustiere waren zu Hause schon immer ein grosses Tabu. Grundsätzlich störte mich das nie, denn Kommunikation mit gossen Augen und wedelnden Schwanz kam somit nie bei mir an. Ich bevorzuge verbale Verständigung. Und trotzdem kam es dazu, dass ich mich kurz vor meiner Matura hoffnungslos in einen alten Hund, den ich schon seit meinen ersten Schultagen kannte, verliebte. Viele nennen den etwas zu fetten Köter einen Nervtöter, aber ich lernte seine Qualitäten schnell zu schätzen. Er bellt, wenn ich zu lange über meinen Hausaufgaben sitze und beim Wort „prokrastinieren“ macht er brav Platz. Wenn ich schlafe, gibt er keinen Ton von sich und schon gar nicht, wenn ich esse. Doch wenn ihn lobe, dann rümpft mein Gegenüber nur die Nase. Andere Hunde weigern sich mit ihm zu spielen und viele meiner Bekannten nennen ihn Sonderling. Erfährt jemand, dass ich drei Wochen vor der Matura immer noch mit meinem treuen Vierbeiner Zeit verbringe, dann ernte ich ungläubige Blicke und höhnisches Lachen. Wenn die nur wüssten, denke ich mir, denn er erinnert mich an die zwei Buchstaben Unterschied zwischen Leben und Lernen. Er hilft mir Energie zu schöpfen, besonders vor einer strengen Zeit und ein schlechtes Gewissen habe ich nie. Es ist immer ein „mit sich selbst Zeit verbringen“, bevor man sich dann energiegeladen an eine neue Sache heranwagt. Auch wenn Wauwau in strengen Zeiten in den Zwinger muss, freue ich mich dafür umso mehr, ihn danach wieder herauszuholen. Wie sagt man so schön: Vorfreude ist die beste Freude! Zudem ist mein treuer Begleiter Allergiker freundlich. Ich hatte keine andere Wahl als ihn zu adoptieren und bedingungslos zu lieben. Dies war auch nicht schwer, denn er stellte so gut wie keine Bedingungen: Er geht niemals Gassi und schläft, wo er frisst, dort scheisst er auf alles, was anstrengend ist. Mit diesem Satz bringt es Annett Louisan auf den Punkt, denn die Rede ist von meinem inneren Schweinehund.