Dreambrothers (Kapitel 10)

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Nederlandfreak
Veröffentlicht: 09.02.2018 14:56
Aktualisiert: 25.03.2018 00:00
Kategorie: Fantasy
Tags: Traum, Träume, stadt, Krankenhaus
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Text

Endlose Schwärze machte sich rund um David breit. Kein Geräusch, keine Farbe, nichts. Alles was er noch sehen konnte, waren seine eigenen Hände und Füsse. Auch der Sauerstoff fehlte in dieser trostlosen Leere. So versuchte David verzweifelt nach Luft zu ringen und nach Hilfe zu rufen. Doch auch das ging nicht. Wegen des nicht vorhandenen Sauerstoffes, konnten sich auch die Schallwellen aus Davids Mund nicht ausbreiten, wie, als wäre sein Körper in den tiefsten Ozean abgesunken. Sowieso war da niemand, der David hören konnte. Die Luft in Davids Lunge ging immer mehr aus, bald würde er ersticken, das war David bewusst. Und wo war er? In einem endlosen Nichts.

Er versuchte mit der Tatsache klarzukommen, dass er einfach im Nichts starb, vielleicht sogar in einer anderen Dimension. Oder war er etwa nur ohnmächtig, womöglich sogar schon tot? Er wusste es nicht und wenn er ehrlich war, wollte er es auch gar nicht wissen. Er wehrte sich gegen seine ausgehende Luft, fuchtelte mit den Armen, schlug mit den Beinen um sich. Das musste ein echt merkwürdiges Bild abgegeben haben, hätte jemand von ausserhalb dieser Tragödie zugesehen. Seine Kräfte verliessen ihn langsam aber sicher. Er wollte sich auf den Boden legen, um wenigstens im Liegen sterben zu können. Doch er hatte Angst, dass da gar kein richtiger Boden war, so absurd es auch klingen mochte. Er hatte einfach keine Lust, noch weiter in dieses «Nichts» zu fallen. Immer schwerer wurde es, dem schleichenden, immer näherkommenden Tod zu entweichen. Davids Augenlieder wurden schwerer und verlockten ihn dazu, sie ganz zu schliessen. Schliesslich sackte er zusammen und landete nicht etwa im «Nichts», sondern auf einem erstaunlich weichen Untergrund.

Auf einmal konnte David ein schwaches Licht durch seine Augenlieder erkennen. Auch Stimmen konnte er vernehmen. Stimmen, die zuerst nur leise waren, aber dann immer lauter wurden. Stimmen, die sich männlich und rau anhörten. Nur wenige, etwas höhere Stimmen waren zu hören. Auch das Licht wurde immer heller und blendete David fast, worauf er seine Augen noch mehr zu presste. Aber das half nicht viel, so hell war dieses Licht. Er spürte, wie frische Luft in seine Nasenflügel strömte und seine Lunge füllte. Es war ein angenehmes Gefühl. Der Untergrund, auf dem David lag, fühlte sich sehr weich an, so, als ob er auf einer Matratze gelegen wäre. Seine Haut erwärmte sich und Geborgenheit machte sich im Innern seines Körpers breit. Die Gedanken, die David noch vor wenigen Sekunden hatte, diese Angst und diese Ungewissheit, waren plötzlich wie weggeblasen. Alles was er noch fühlte, war Glück und Freude. Es fühlte sich an, als wäre er gerade von einer sehr langen Reise nach Hause gekommen.

Ein unbeschreibliches Gefühl durchströmte David. Besonders wuchtig fühlte er es, als er beschloss, seine Augen zu öffnen und zu sehen, was diese Gefühle auslösten. Eine grell leuchtende Lampe schien David direkt in die Augen, worauf er sie reaktionsgemäss gleich wieder für einen kurzen Moment schloss. Zu Beginn konnte David nur das Licht wahrnehmen, doch je mehr er sich daran gewöhnte, desto besser konnte er verschiedene Personen in einem kleineren Raum sehen. Besonders ein Mann in einem weissen Kittel fiel ihm auf, der sich über seine Brust gebeugt hatte und etwas zu untersuchen schien. Der Mann war so nah, dass es David möglich war, beinahe jedes Detail, jedes einzelne zu lange Härchen auf seiner Wange zu erkennen. Er hatte einen kleinen, grauen Bartansatz an der Oberlippe und am Kinn und sah im Allgemeinen für sein wohl schon etwas fortgeschrittenes Alter eher jünger aus.

Der Mann murmelte irgendetwas zu zwei anderen Personen. Es handelte sich dabei um zwei Frauen, eine mit zugebundenen, braunen Haaren und eine mit schwarzen Haaren, offen getragen. Beiden hatten grüne Schürze umgebunden und hantierten mit irgendwelchen merkwürdig aussehenden Geräten und Werkzeugen herum. David war sich sicher. Er befand sich in einem Operationsraum, in dem, so wie es jedenfalls aussah, an seinem Körper herumgeschraubt wurde. Er wollte gar nicht wissen, weshalb er operiert wurde und hoffte zudem auch, dass das nur ein blöder Traum war. Vergebens suchte David nach den Anzeichen, die für einen Traum standen. Alles wirkte so normal und real. Er konnte sich zwar nicht bewegen oder irgendwas sagen, sogar fühlen konnte er nichts mehr. Trotzdem war es für ihn gerade so, als hätte das alles wirklich in diesem Moment stattgefunden. Der Arzt nahm von der Braunhaarigen ein messerähnliches Objekt entgegen und begann an Davids Oberkörper herumzuschneiden. Auch wenn David nichts spürte, war es äusserst merkwürdig, wenn eine fremde Person an seinem Körper herumschnitt. Die Stimmen der im Raum anwesenden Personen wurden immer deutlicher und lauter. Die Frauen nuschelten irgendetwas von «zu viel Blutverlust» oder «schwere Kopfverletzungen».

Es war für David schwer aus der Situation zu schliessen, ob er wirklich gerade im Krankenhaus lag und operiert wurde oder ob er das nur träumte. Womöglich war der Sturz von dieser Klippe doch ein wenig sehr heftig und zog ihm schwere Verletzungen zu. Da fragte sich David aber, wo sein Kumpel Elias war. War er etwa noch unter Wasser? Hatten die Rettungskräfte ihn noch nicht borgen können? Ist ihm vielleicht gar nichts passiert? Wo war er? David musste sich selbst eingestehen, dass er jetzt gerne den lockigen, zotteligen Kopf von Elias gesehen hätte. Die letzten Begegnungen mit ihm verliefen zwar nicht gerade nach Plan und einige merkwürdige Dinge passierten. Trotzdem hätte er sich sicherer gefühlt, Elias zu sehen. Er hatte etwas an sich, dass einfach beruhigen wirkte. Sein strahlendes Gesicht und seine Ruhe, die er in jeder Situation bewahren konnte, liessen David im Innern vom ganzen Stress herunterfahren und gab ihm Zuversicht, selbst das schwierigste zu meistern. Doch er war nirgends zu sehen, zumindest nicht im OP-Saal.

David lag einfach da und sah zu, wie er am Kopf, aber auch an der Brust, untersucht und operiert wurde. Merkte der Arzt wohl, dass David noch oder wieder wach war? Er war zwar bewegungsunfähig, aber trotzdem wollte er diesen Anblick nicht ertragen müssen, wie er dalag, mit offenem Brustkorb und Schläuchen links und rechts von seinen Armen. Auch fragte sich David, wie der Sturz mit dem Taxi vonstattengehen musste, dass er gleich im Krankenhaus landete. Schliesslich wurden die beiden ja eigentlich vom Wasser aufgefangen. Verwundert darüber, weshalb er überhaupt keine Schmerzen hatte, beäugte David weiterhin das Antlitz des Arztes, welcher nun seinen Kopf direkt über seinem hielt, um wahrscheinlich die tiefen Narben in Davids Gesicht zu begutachten und zu analysieren. Die Brille hatte der Arzt bis zu seinem Nasenspitz hinuntergezogen und seine Stirn war zu tiefen Spalten gerunzelt. Am linken Ringfinger trug er einen goldenen Ring und von seinem rechten Handgelenk hing ein silbernes Kettchen. Aufgrund seiner Statur schloss David, dass dieser Mann nicht ausserordentlich viel Sport zu treiben schien.

Plötzlich merkte David, dass das Bild um ihn herum immer schwärzer wurde. Eine gewisse Hysterie schien im Raum auszubrechen. Die beiden Frauen jedenfalls, schienen Angst zu bekommen, nach ihren Gesichtszügen zu beurteilen. Auch die Hände des Arztes begannen zu zittern. Er rief seinen Gehilfinnen etwas zu, was David aber nicht verstehen konnte, da auch sein Hörvermögen langsam nachliess. Was er aber noch hören konnte, war ein hohes Piepsen, welches im Raum wiederhallte. Die Rufe des Arztes und der Frauen wurden lauter und ihre Stimmen hysterischer. Kurz darauf wurde wieder alles schwarz und die Geräusche rund um David herum verstummten.

Schlagartig riss David seine Augen auf und blickte direkt in die seines Freundes Elias, welcher seinen Körper liegend in den Armen hielt.

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