Dreambrothers (Kapitel 6)

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Nederlandfreak
Veröffentlicht: 29.12.2017 16:48
Aktualisiert: 30.12.2017 14:13
Kategorie: Fantasy
Tags: Traum, Träume, Krankenhaus
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Text

«David? David! Was zum Teufel machst du denn hier?» Lauryn stupste ihn leicht mit dem Bein an und weckte ihn aus seinem tiefen Schlaf. Seine Freundin blickte ihn von weit oben an. Verwirrt, was ihr Freund draussen vor der Türe machte. Scheinbar war David eingeschlafen, nach dem er aufgegeben hatte, noch irgendwie in das Wohnhaus zu kommen. Die Kälte der vergangenen Nacht hatte sich an seinen tauben Händen und Füssen bemerkbar gemacht. Schwungvoll stand David auf, wobei ihm schwindelig wurde und da es eher schwieriger war, auf halb eingefrorenen Füssen zu stehen, musste er sich an Lauryn und dem Treppengeländer festhalten, um nicht direkt hinzufallen.

«Was ist denn los mit dir? Warst du gestern auf einer Kneippentour?», fragte Lauryn verärgert. «Nein Schatz, hör mir zu, gestern sind echt merkwürdige Dinge passiert. Ich war ja auf dem Weg nach Hause und bin dann im Zug eingeschlafen», begann David. Lauryn blickte ihn immer noch verärgert, aber auch etwas verwundert an und fragte: «Und dann?» David wollte gerade erzählen, was ihm zugestossen war, als er aber diesen Beschluss wieder zurückzog. Er war in der gestrigen Nacht von einem Mann im Anzug verfolgt worden, wobei er nach einer schon fast krimireifen Verfolgungsjagd von einem fremden Mann gerettet worden war, in dem er seinen Verfolger einfach so überfuhr. War das wirklich glaubwürdig? Lauryn hätte das David nie abgekauft.

David versuchte durch das Fuchteln mit seinen Händen die Stille auf irgendeine Art und Weise zu überbrücken und so auf eine plausible Antwort zu kommen. Nach gefühlten zehn Minuten begann David zu lachen und sagte kichernd: «Es ist absolut absurd, du wirst mir niemals glauben, was gestern passiert ist.» Sie sah ihn immer noch wütend und tadelnd zugleich an. Er wusste, dass seine Ehrlichkeit das war, was Lauryn am meisten an ihm liebte. So rückte er also mit der Sprache raus und erzählte ihr von den Ereignissen.

Nach Davids kurzer Schilderung schaute sie ihn mit starrer Miene und einem Blick an, welcher auch eine Note von Endtäuschung beinhaltete. «Ruh dich heute lieber aus, David», sagte sie, drehte sich um, stieg die Treppe hinunter und begab sich auf den Weg zu ihrer Arbeit als Kellnerin in einer beliebten Bar im Zentrum der Stadt. Alles, was David noch tun konnte war, Lauryn nachzuschauen. Sie trug ein langes, weisses Kleid, welches geschmückt war mit gelben Streifen, welche teils von rechts nach links, von links nach rechts, von oben nach unten und von unten nach oben verliefen. Das Kleid passte wunderbar zu ihren blonden Haaren und liess sie in der frühen Morgensonne erleuchten. Auf braunen Schuhen mit hohen Absätzen bewegte sie sich fort. Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, als er sie ihr zum Geburtstag in diesem teuren Schuhwarengeschäft ausserhalb der Stadt kaufte. Ihm machte es nichts aus, dass er für dieses Geschenk damals viel zahlte, Lauryn war ihm jeden Penny wert.

Mit einem Schwung zog David seinen Ärmel nach hinten, um auf seiner Uhr die Zeit nachzuschauen. Es war schon zu spät, um noch rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen. Da es so oder so keinen Sinn mehr ergab, jetzt noch den langen Weg zu seiner Arbeit im Büro anzutreten, meldete sich David bei seinem Büro ab, ging in die Wohnung und legte sich ins Bett. Vor allem tat er dies aber, um sich nach dieser langen Nacht zu erholen und nicht zu erkälten.

Eigentlich hasste es David, blau zu machen. Aber nach diesen Erlebnissen brauchte er erst mal Ruhe. Was ihn am meisten an der Sache beschäftigte, war nicht unbedingt der gruselige Anzugsträger, der ihn ohne Unterbruch verfolgt hatte. Es war eher die Tatsache, dass dieser Elias auf einmal aus dem Nichts kam und David rettete. Nicht dass er nicht dankbar war, aber irgendetwas stimmte da nicht. Wie konnte Elias wissen, dass David in Gefahr war? Vor allen Dingen, wieso wollte er gerade ihn retten? Sein Gehirn arbeitete und arbeitete, vergebens, irgendeine vernünftige Erklärung zu finden. Es ergab einfach alles keinen Sinn. David kam sich vor, als würde er ein unlösbares Puzzle zu lösen versuchen. Die einzelnen Erinnerungen schwirrten wie durcheinandergebrachte Puzzleteilchen in seinem Kopf herum, aber keines passte sinnvoll zum anderen. Bei manchen war David nicht einmal mehr sicher, ob sie wirklich existierten, also tatsächlich so passiert sind.

Nach einer Weile des hoffnungslosen Zusammenfügens seines Gedankenpuzzles, beschloss er, einfach aufzugeben. So zog er die reinweisse Decke bis zu seinem Nasenspitz hinauf, machte die Augen zu und versuchte zu entspannen. So einfach war dies aber nicht. «Pass gut auf deine Träume auf», dieser Satz, den Elias ihm vor wenigen Stunden noch zugerufen hatte, ging David einfach nicht mehr aus dem Kopf. Je mehr er sich darüber Gedanken machte, desto verzwickter wurden seine Ideen und Schlüsse, die er daraus zog. So schlief er schlussendlich ein.

Kurz nach dem David mehr oder weniger in seine Traumwelt abgedriftet war, wachte er erneut auf. Schon wieder befand er sich in einem Krankenzimmer. Es fühlte sich an wie beim letzten Mal, als er im Zug eingeschlafen war und diesen merkwürdigen Traum hatte. Nur fühlte er dieses Mal die ganze Situation viel intensiver. Es fühlte sich an, als wäre David wirklich in diesem Bett, auf der unbequemen Matratze, mit der leichtdurchlässigen Decke und als würde er den vielen Gesichtern, die mit leeren und traurigen Mienen auf ihn niederblickten, ansehen. Er konnte die Hilflosigkeit und die Angst, die sich im Raum befand, förmlich spüren. Trotzdem konnte er nicht verstehen, weshalb er sich in diesem Bett befand. Nach Beurteilung der Stimmung, musste etwas sehr Schreckliches passiert sein. David konnte seinen Kopf weder nach rechts, noch nach links drehen. Aber aus dem Augenwinkel erkannte er nichts desto trotz eine junge Frau mit schwarzen, schulterlangen Haaren, die sich mit den Händen auf dem Bett abstützte und auf dem Boden zu knien schien. Ihr Gesicht war mit Tränen übersät. Es war einfach alles an der gesamten Situation merkwürdig. Er kannte weder den Grund, weshalb er sich dort in diesem Krankenbett befand, noch wusste er, wer diese Frau war, die von allen am frustriertesten aussah. Irgendwoher kannte er sie, denn er war sich sicher, diese schwarzen Haare schon einmal in seinem Leben gesehen zu haben.

Die Frau bewegte ihre Lippen, doch David verstand kein Wort. Mit einem Kopfschütteln versuchte er ihr zu signalisieren, dass er sie nicht hören konnte. Doch nicht einmal das ging. Mit jedem Wort, das sie versuchte zu sagen, wurde sie enttäuschter, trauriger, zugleich wahrscheinlich auch wütender. Mit ihrer Faust hämmerte sie auf die weisse Decke, sie schrie und weinte, packte David am Arm und rüttelte an ihm. Immer stärker rüttelte die fremde Frau an seinem Körper. David hingegen spürte nichts davon. Auch seine Sicht war verschwommen, weshalb er die Gesichter der einzelnen Leute nur schwer erkennen konnte. Nur die Gesichtszüge der schwarzhaarigen Frau, welche nun direkt vor ihm auf dem Bett kniete, konnte er einigermassen entziffern. Sie hatte ein eher kantiges Gesicht, ein kleiner Ansatz von Sommersprossen und eine niedliche Nase, wie David fand. Bei näherem Betrachten fiel David ausserdem auf, dass die schwarzen, engen Jeans gut zu ihr passten, wie auch die hellbraune Bluse, die ihren Oberkörper markant betonte.

Immer mehr Tränen liefen über ihr Gesicht und tropften auf Davids Decke, weshalb schon beinahe eine ganze Lache von Tränenwasser auf der Decke lag. David wollte der Frau um jeden Preis helfen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er das hätte tun sollen. Sie war nun schon so verzweifelt, dass sie immer näher an Davids Gesicht rückte, seine Wangen mit den Händen ergriff und versuchte etwas zu schreien. Zum einen war David froh, dass er in diesem Traum nichts fühlen konnte, denn sonst wäre der Griff der Frau enorm schmerzhaft gewesen, so wahrscheinlich auch die Schreie und Rufe, die er nicht hörte oder nur ganz leise und dumpf, wie durch eine dicke Wand. Sie schrie und schrie so laut, dass die zusehenden Menschen begannen zu versuchen, sie wegzuziehen. Nichts half, denn die Frau drückte ihr Gesicht an das von David. Dabei liefen manche Tränen in seinen Mund, worauf er einen salzigen Geschmack auf seiner Zunge schmecken konnte. Zudem war er erstaunt, wie gut das Salz in den Tränen der Frau zu schmecken war. Wie ein verfliessender Nachgeschmack von übersalzigen Salzstangen oder kleinen Brezeln, fühlte es sich an. Dann küsste sie ihn.

David war mehr als irritiert. Weshalb wurde er von einer wildfremden Frau geküsst? Aus welchen Gründen träumte er von einer schwarzhaarigen Frau, die trauernd neben seinem Bett stand und ihn auch noch küsste? Verzweifelt versuchte er sich zu wehren, irgendeinen Muskel zu bewegen, doch nichts klappte. Keinen Millimeter wollten sich seine Hände oder seine Füsse heben. Auch wenn er zugegeben musste, dass sich der Kuss sehr angenehm und weich anfühlte, fast schon zu echt. Ganz leicht konnte er den Speichel fühlen, der vom Mund seiner Kusspartnerin ausging. Es war das einzige, was er fühlen konnte. Nicht seine Arme, nicht seine Beine, nicht sein Gesicht, aber diesen Kuss spürte er und strahlte aus, in all seine Körperteile. Ein so intensives Gefühl, hatte David schon lange nicht mehr.

Dann, auf einen Schlag, wachte er wieder auf und befand sich in seinem warmen Bett. In seinem vielleicht schon zu warmen Bett, denn wegen diesem merkwürdigen Traum musste er ziemlich schwitzen. Aus diesem Grund lag er auf einem von Schweiss durch genässtes Bettlaken, was sich alles andere als angenehm anfühlte. Als er einen Blick auf seine Uhr warf, bemerkte er, dass er nur für zwei Stunden in seiner Traumwelt war. Noch bevor David seine Gedanken richtig sortieren konnte, klingelte es an der Tür.

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