Dreambrothers (Kapitel 4)

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Nederlandfreak
Veröffentlicht: 25.11.2017 18:53
Aktualisiert: 29.12.2017 16:51
Kategorie: Fantasy
Tags: Traum, Träume, Nacht, Grossstadt
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Die Kälte der Nacht drang immer wie stärker durch Davids Haut und liess ihn erzittern. Er konnte es kaum fassen, welches Glück er hatte und welches Pech sein Verfolger erleiden musste. Wenn David so an den Tag zurückdachte, hätte er eigentlich der sein müssen, der überfahren werden musste. Selbstverständlich war er heilfroh, dass nicht er selbst da unter dem Taxi lag. Trotzdem verspürte er ein wenig Mitleid mit dem Mann im Anzug. Klar, er hatte ihn vorhin an seine Grenze gebracht und ihm eine Heidenangst eingejagt, aber der Tod war gar eine harte Strafe dafür.

David beschloss, auf seinen Lebensretter zuzugehen, welcher damit beschäftigt war, den totgefahrenen Mann unter dem Auto hervor zu ziehen. Seine langen, blonden Haare hingen ihm vom Kopf herunter und seine muskulösen Arme zahlten sich beim Verschieden der schweren Leiche aus. Er war das komplette Gegenteil von David. Unerschrocken, sah mutig und kräftig aus und machte alles in allem einen ziemlich selbstbewussten Eindruck. Immer noch mit leicht zittriger Hand, streckte David sie dem jungen, beschäftigten Mann entgegen und begann zu sprechen.

«Hallo, mein Name ist David, Sie haben mir gerade das Leben gerettet.» «Ja, ich weiss», entgegnete der Mann ohne weiteres. Erstaunt blickte David ihn an. In seiner Miene war keine Unruhe zu finden. Im Gegenteil. Er lächelte sogar ein wenig, als er fortfuhr: «Mein Name ist Elias, freut mich Sie…ach was…dich kennenzulernen! Tut mir leid, ich kann dir gerade meine Hand nicht reichen, weil ja, du hast ja gesehen, was ich hier gerade mache.» Elias offenbarte David seine Handflächen, wobei das rote Sekret, welches daran klebte, im Licht aufflackerte. David nickte und versuchte nicht ohnmächtig zu werden. Er hasste Blut über alles.

Nichtsdestotrotz, bot er seinem Lebensretter seine Hilfe an und packte den toten Mann im Anzug an den Beinen. Gemeinsam trugen sie ihn auf die andere Strassenseite und warfen ihn einen kleinen Bach, der an der Strasse entlangfloss. «So, hätten wir das auch schon. Komm, wir müssen schnellstens von hier verschwinden, du bist in grosser Gefahr David!», sagte Elias nun wieder ein wenig ernster. David beschloss, für diesen Abend keine weiteren Fragen mehr zu stellen, weder sich selbst, noch einer anderen Person. Hingegen fragte er sich trotzdem, weshalb dieser fremde Mann so unerschrocken war und scheinbar genau wusste, was er tat. Als wäre diese Tat geplant gewesen.

Trotz des Vorsatzes, welcher sich David gesetzt hatte, fragte er Elias, während sie zum hellgelben Auto zurückliefen: «Was genau war das eigentlich gerade? Ich meine, du hast mich schliesslich nur knapp verfehlt.» Elias lachte auf, wobei David die Situation als gar nicht lustig empfand. Scheinbar schien Elias nicht interessiert zu sein, seinem neuen Kumpel eine anständige Antwort zu geben. Stattdessen beschleunigte er das Tempo ihres Ganges zum Taxi und öffnete für David die Beifahrertür. «Ich werde dir zum gegebenen Zeitpunkt alles erklären…oder auch gar nicht, mal sehen», sagte Elias, worauf er erneut auflachte und die Tür zu schlug. Davids neuer Mitstreiter wusste an diesem Abend wohl gut zu scherzen.

Trotzdem hätte er gerne gewusst, was hier vor sich ging. «Möchtest du ein wenig Radio hören?», fragte Elias, während er sich neben David setzte, auf seiner Seite die Tür zu schlug und den Knopf für die Heizung betätigte. David verneinte kopfschüttelnd. In solchen Situationen war er nicht unbedingt in Stimmung für Musik jeglicher Art. Elias schnaubte und fuhr fort: «Ach, komm schon! Wie wäre es mit ein wenig Party?» Er drückte einen weiteren Knopf und ein dumpfer Bass in sehr schnellem Rhythmus erklang. Der Rhythmus schien sich immer wieder zu wiederholen und wurde ab und zu auch mal schneller. Es war zwar nicht unbedingt das schönste, aber es war etwas, das einem beinahe Zwang zuzuhören und für einen kurzen Moment so fühlen liess, als wäre man in einer anderen Welt gefangen. Ein eher unangenehmes Gefühl, wie David fand.

Elias löste die Handbremse und drückte das Gaspedal durch, wobei sie die anschliessende Kurve wegen des schnellen Tempos knapp kratzen mussten. «Entschuldige, durch diese Musik komme ich immer so in Fahrt», erklärte Elias und nahm den Fuss wieder vom Gas. Um ganz sicher zu gehen, dass dies während der restlichen Fahrt nicht mehr passierte, wechselte er den Sender. Nun lief eher ruhige Musik. Davids Lieblingsgenre, Jazz, begleitet von Posaunen, Trompeten, Saxophonen und einem Klavier. Diese Art von Musik liess Davids Puls von der ganzen Aufregung ein wenig herunterkommen. Auch wenn er noch so unendlich viele Fragen hatte und schon fast das Gefühl hatte, dass sein Kopf in nächster Zeit explodierte.

Elias steuerte die Hauptstrasse an, die direkt in die Innenstadt führte. Von weitem konnte man sogar schon die hohen Wolkenkratzer sehen, wie sie hinaufstrebten und ihren Betrachtern das Gefühl gaben, direkt in den Himmel zu wachsen und noch viel weiter, bis hinein in die Unendlichkeit. Die Lichter an den Türmen schienen in allen möglichen Farben und hinterliessen einen Eindruck, als verfügten sie über jede Macht des Universums. David war erstaunt, dass er noch nie bemerkt hatte, wie schön diese Lichter wirklich waren. Irgendwo in diesem Getümmel aus Türmen von Wohnhäusern und Geschäftsimperien, wartete seine Freundin Lauryn. Er hoffte, dass sie sich nicht zu viele Sorgen machte.

Elias steuerte die Wolkenkratzer an, die einfach immer höher zu wachsen schienen. Je länger man die Wolkenkratzer betrachtete, desto mehr Ehrfurcht kam in einem auf. So fühlte es sich jedenfalls für David an, welcher durch die Frontscheibe des Autos nach oben starrte. «Tja, so was darf ich jeden Tag sehen», sagte Elias stolz. Auf eine Art und Weise beneidete David seinen neuen Kumpel. Wer eine solche Aussicht bei seiner Arbeit hatte, dem wurde es doch nie langweilig. Zugegeben, auch Davids Aussicht von seinem Büro aus war nicht gerade die schlechteste. Von weit oben konnte er einige kleine Hochhäuser betrachten. Hingegen waren diese immer gleich und am selben Ort und nach drei Jahren, war auch das nicht mehr das spektakulärste. «Also das ist wirklich dein Beruf hier?», fragte David, um seine eigene Gedanken vom ganzen etwas ablenken zu können.

«Natürlich, was hast du denn sonst erwartet? Etwa, dass ich mit Absicht ein Taxi organisiert habe, extra die halbe Stadt nach dir abgesucht habe, um dich vor etwas Gefährlichem zu beschützen?», fragte Elias lachend. David blickte Elias verwirrt in die Augen und fragte: «Aber genau das ist doch auch passiert oder etwa nicht?» Seinem Fahrer entging ein weiteres lautes Lachen, bevor er die Lautstärke des Radios aufdrehte.

«I can feel it, coming in the air tonight», erklang eine männliche Stimme aus den Lautsprechern. Der Musikstil hatte seit der Ausfahrt von der Autobahn in Richtung Innenstadt gewechselt. David bekam dies nicht mehr mit, da er sich bereits in tiefstem Schlaf befand. Seelenruhig, friedlich und froh, dass dieser turbulente Tag bald ein Ende fand, schwebte David in seinen Träumen, wissend, bald wieder zuhause zu sein. Doch er hatte keine Ahnung, was noch auf ihn zukommen würde.

«David, aufwachen!», sagte Elias und rüttelte unsanft am seelenruhigschlafenden David. Er öffnete seine Augen und fragte sich für einen kurzen Moment, wo genau er war. Da fiel ihm es ihm mit Schrecken wieder ein. «Bin ich wirklich von einem Mann in schwarzem Anzug verfolgt worden?», fragte David unsicher, ob er das nur geträumt hatte. Elias lachte laut auf. David fragte sich allmählich, was dieser merkwürdige Typ eigentlich genommen hatte, dass er ständig so gut gelaunt war. «Ja, das ist wirklich passiert und ich denke, du hast dich echt gut geschlagen, ich meine, schon nur wegen deiner Statur», sagte Elias grinsend.

Mist, dachte sich David. Kein Wunder war er so verschwitzt aufgewacht. Etwas ratlos fragte er seinen überfröhlichen Mitstreiter: «Was heisst das jetzt? Bin ich in Gefahr?» Elias grinsen verschwand und wandelte sich in ein nachdenkliches Gesicht um. «Naja, das kann man jetzt sehen wie man will. Ich würde dir einfach mal raten, dass du sicherlich auf der Hut sein solltest. Ruf mich an, wenn du wieder etwas Merkwürdiges beobachtest», schlug ihm Elias vor und überreichte ihm eine gelbe Visitenkarte mit einer neunstelligen Handynummer darauf. Er bedankte sich höflich bei seinem Kumpel, stiess die Tür auf und stieg in die Kälte hinaus.

«Ach ja, das macht dann 25.70.», fügte Elias hinzu. «Das soll jetzt ein Witz sein oder?», fragte David mit einem knappen, sarkastischen Lachen. «Ich wüsste nicht wieso. Ich muss schliesslich auch von etwas leben», sagte Elias, natürlich mit einem darauffolgenden Lachen. Somit bezahlte David den Mann und schlug die Tür des Autos zu. Bevor aber Elias davonfuhr, kurbelte er das Fenster runter und rief David zu: «Mach`s gut und pass gut auf deine Träume auf!» Pass gut auf deine Träume auf? Was meinte er denn damit? Doch bevor David nachfragen konnte, drückte Elias aufs Gas und fuhr davon, hinein in das Meer der Grossstadtlichter.

Kommentare

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Am 06.12.2017, Nederlandfreak
Hi Secrecy

Stimmt, da ist mir wohl ein Fehler unterlaufen. Danke vielmals für den Hinweis.
Sagen wir einfach, er hatte noch Kleingeld in seiner Hosentasche, haha. ;)
Danke für das Kompliment.

LG
Nedi
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Am 05.12.2017, Secrecy1
Wie kann David die Fahrt bezahlen, wenn der doch seine Brieftasche bei der Arbeit liegen lassen hat?
Sonst ganz gut

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