Gold-gelb-orange-rot

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jeanl
Veröffentlicht: 26.11.2017 13:14
Aktualisiert: 16.02.2018 20:43
Kategorie: Dies & Das
Tags: Herbst
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Kurzbeschrieb:
Herbstgedanken

Text

Der Herbst hat sich ins Land geschlichen während ich weg war. Hat die Wälder gold-gelb-orange-rot gefärbt.                                                                                           Der Fluss fliesst so langsam vor sich hin, dass es den Eindruck erweckt, er möchte am liebsten stehen bleiben.  Als  müsse er sich erholen, vom Sommer, vom Gewimmel. Träge trägt er goldene, gelbe, orangefarbene und rote Blätter mit sich.                                                                                                                                        Ein bisschen, als ob sich das Leben verlangsamen würde.  Die Menschen werden nostalgisch, melancholisch.  Auf einmal kommt ihnen in den  Sinn, dass sie doch eigentlich mehr Zeit draussen verbringen sollten, mehr Zeit. Dass sie sich mehr Zeit nehmen sollten, die Schönheit , die die Natur bietet zu bewundern, die gold-gelb-orange-rote Pracht. Mehr Zeit.  Sie tun plötzlich, als hätten sie Zeit, Zeit spazieren zu gehen, Zeit in Erinnerungen zu schwelgen. Zeit, Energie zu tanken bevor die Bäume ihre goldenen, gelben, orangefarbenen, roten Blätter abwerfen , die die Hausmeister dann zu grossen Haufen zusammenrechen. Blätterhaufen, die nach dem ersten Regen keine angenehmen Auffangbecken für spielende Kinder mehr sind, sondern dreckige, übelriechende Matschhaufen.  Bevor die Bäume kahl werden, die Gegend karg und ab und an von einer nassen Schneeschicht bedeckt, die Tags darauf schon zu einer grossen Pfütze dahinschmilzt. 

Und ich, ich fühle mich auch ein bisschen als wäre ich innerlich s t e h e n g e b l i e b e n. Wie unsere Küchenuhr, die eigentlich jede Stunde ein Vogelgeräusch von sich geben sollte, dies jedoch nur noch in unregelmässigen Abständen tut. Vielleicht mag sie nicht mehr mit, mit der Zeit. Obwohl sie für genau das geschaffen wurde. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, mit der Zeit zu gehen. Aber sie hat genug davon.  Und meine innere Uhr ist der Zeit, die jeden Morgen, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde verstreicht, nicht gewachsen. Irgendwo ist sie hängen geblieben.  Und trotzdem werde ich weiterhin durch die Zeit geschleift, dieses unaufhaltsame Etwas.                                                                                                                                                                                                                                                             Nicht wie bei der  Küchenuhr ist das Problem, dass ich genug von meiner Aufgabe habe, sondern viel mehr, dass ich sie nicht kenne. 

Ein gold-gelb-orange-rotes Blatt muss nur fallen. 

 

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