Dreambrothers (Kapitel 3)

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Nederlandfreak
Veröffentlicht: 01.11.2017 21:47
Aktualisiert: 25.11.2017 18:56
Kategorie: Fantasy
Tags: Traum, Träume, Nacht, Flucht
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Text

Ohne jegliche Bewegung zu tätigen, stand David stocksteif da und glotzte den fremden Mann im Anzug an. Das war definitiv nicht Davids Tag. Versuchend, nicht beunruhigt zu wirken, stellte sich David aufrecht hin. Auch wenn er in seinem Innern fast ausflippte und am liebsten einfach weggerannt wäre, blieb er gegen aussen ruhig. Der Mann stand da und blickte gerade aus. So wies es aussah, hatte er David noch nicht bemerkt. Er wollte sich auch gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn dieser Mann ihn gesehen hätte.

Atemzug für Atemzug stiess er aus, so leise und langsam, wie es überhaupt ging. Sein Herz raste wie wild und pochte in seinen Ohren, so, dass jeder einzelne seiner Herzschläge zu hören war. David kam es sogar schon so laut vor, dass er befürchtete, dass sein Puls für den Anzugmann zu hören war. Mit grosser Vorsicht und schleichenden Bewegungen, setzte David Fuss vor Fuss und begab sich somit fort vom Bahnhof, oder versuchte es zumindest. Weit kam er nämlich nicht, ohne unentdeckt zu bleiben.

Ein Ast knackste Laut unter seiner Ferse. Von sich selbst erschreckt, blickte David wild umher. Der Mann im Anzug starrte ihn nun direkt an. Na super, dachte sich David. Durch seinen Kopf strömten die Gedanken. Was passierte jetzt? Musste sich David fürchten? Sollte er losrennen? Sollte er vielleicht sogar auf den Mann zu gehen? Schon lange nicht mehr, war David so ahnungslos. Es konnte sich ja möglicherweise auch um einen ganz gewöhnlichen Mann handeln, der zufälligerweise einen Anzug, eine rote Krawatte und einen Hut trug. Je mehr sich David hingegen diese Faktoren durch den Kopf gehen liess, desto mehr wurde ihm klar, dass ein Zufall mehr oder weniger unwahrscheinlich sein konnte. Zu Davids Beunruhigung hinzu, begann nun der fremde Mann, langsam die Beine in seine Richtung zu bewegen. Es sah unheimlich aus und jagte David einen Schauer über den Rücken. Der Mann machte keinen Laut und zeigte ebenfalls keine Emotion auf seinem blassen Gesicht. Für einen kurzen Moment bezweifelte David sogar, dass er gerade einen echten Menschen vor sich sah.

Immer noch voller Ahnungslosigkeit und zittrigen Händen, hielt er seine Fäuste zur Abwehr in die Luft und begann seinen Gang rückwärts zu tätigen. Es musste wohl sehr bescheuert ausgesehen haben, aber dies war David in diesem Moment komplett egal. Der Mann im Anzug beschleunigte seinen Schrittrhythmus. David wurde immer wie mehr weggedrängt und verlor somit schon fast seinen ganzen Fluchtfreiraum, den er eigentlich gerne gebraucht hätte, falls die Situation ausartete und noch brenzliger geworden wäre, als sie sonst schon war.

Er fühlte bereits die Bordsteinkante unter seinen Füssen und das dahinter folgende Gras. Der angsteinflössende Mann im Anzug stand nun mitten auf dem kleinen Bahnhofplatz, nur noch wenige Meter von David entfernt. Es sah nicht so aus, dass dieser Mann in nächster Zeit seinen Blick demnächst von David abgelassen hätte. Im Gegenteil, er beobachtete ihn scharf und seltsamerweise sehr interessiert, wie David feststellen musste. Irgendetwas wollte er von ihm. Irgendetwas interessierte ihn. David war höllenfroh, nicht, oder noch nicht, zu wissen, was das Besondere an ihm war. Auf einmal bewegte der Anzugmann seinen Zeigefinger hinter sein Ohr und schien irgendetwas zu drücken. Dann sagte er mit einer kratzigen Stimme: «Ich habe ihn!»

Dies war der Moment, in dem Davids Nervenpegel in die Höhe schoss. Auf der Stelle nahm er die Beine in die Hand und rannte los. Das Problem war, dass er sich in dieser Millisekunde entscheiden musste, welchen Weg er nahm, da sein Fluchtweg keine Option mehr war, da er sonst direkt in die Arme des Mannes gerannt wäre. Aber dafür war die Zeit zu knapp, so musste er sich für die einzige, aber ungemütlichere Option entscheiden: Die zwei Meter hohe Hecke, vor der er sich befand. Ohne noch gross zu überlegen, sprang er mit einem kräftigen Satz in die grosse, grüne Wand hinein und bugsierte sich durch das Gewimmel der vielen Äste. Zu seinem Pech, an welches er sich wohl oder übel an diesem Tage gewöhnen musste, war die Hecke enorm dick, weshalb David sich ein paar Mal darin verhedderte und die Äste in seine Haut schnitten.

Nach kurzem Gerangel, stand David auf einem kleinen Rasenplatz vor einem Haus. Er war wohl mitten in einem fremden Garten gelandet. Er hatte aber keine Zeit, sich Gedanken zu machen, in wessen Garten er gelandet war und ob er mit seiner Aktion jemanden aus dem nahegelegenen Haus aus dem Schlaf gerissen hatte. Denn hinter ihm ertönte weiteres Geraschel, von diesem Mann ausgelöst, der hinter ihm her war. So rannte er erneut los, sprang über einen kleinen Teich, wobei er fast den darauffolgenden Baum übersehen hätte und sprang wiederum in die nächste Hecke. David war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte, aber als er bereits in der nächsten Hecke war, konnte er den Mann fluchen und rufen hören: «Bleib stehen, auf der Stelle!»

Der immer mehr in Panik geratene David wand sich durch die nächste Hecke, welche zu seinem Glück nicht mehr so dick war, wie die andere. Nun stand er auf dem Trottoir einer unbefahrenen Strasse. Keine Menschenseele, kein einziges Fahrzeug schien diesen schmalen Weg, zwischen der Hecke und einer grossen Wand mit Fenstern, zu passieren. Es sah so aus, als wären die Wohnungen, vor denen David stand, schon einige Zeit unbewohnt gewesen. Einige Scheiben waren eingeschlagen, die Fassaden bröckelten nur vor sich hin und manche Wände von vereinzelten Wohnungen, besassen gar grosse Löcher, beinhaltend, klaffende, ewige Dunkelheit.

Ohne sich gross zu überlegen, wo er entlanggehen wollte, rannte David weiter durch die immer schmaler werdende Gasse. Er hoffte schwer, nicht in einer Sackgasse zu landen. Doch schlussendlich begleiteten ihn die langsam absackenden Wohnhäusern hinein in eine grössere Strasse, wo ihm glücklicherweise mehr Freiheiten geboten wurden. Die einzelnen Häuser standen weiter voneinander entfernt. Zwischen ihnen befanden sich grosse Plätze, die mit Gras bedeckt waren. Auch an Hecken und Bäumen fehlte es nicht. Also genügend Verstecke, um dem merkwürdigen Mann im Anzug, welcher nun nur noch zwei Fussbreiten hinter David herrannte, irgendwie zu entkommen. Jedoch war es für ihn unmöglich, in dieser knappen Zeit, die ihm zur Verfügung stand, den Mann abzuschütteln und sich vor ihm zu verstecken. So entschied sich David in Eile, in eine weitere Nebenstrasse einzubiegen. Die lauten Fussschritte des Mannes im Anzug, trieben Davids Adrenalinspiegel immer höher, wie auch das laute Keuchen von ihm selbst.

Plötzlich, als er gerade in die nächste Nebenstrasse einbiegen wollte, raste ein grellgelbes Auto aus dieser heraus und verfehlte David nur um Haaresbreite. Ein lauter Knall und ein tiefer Aufschrei einer männlichen Stimme, gefolgt mit einem Klirren von Glas, ertönte. David verlangsamte sein Lauftempo, bremste ab und blickte nach hinten. Das grellgelbe Auto, auf dem mit leuchtender Aufschrift «Taxi» stand, hatte gerade Davids Verfolger überfahren, welcher nun gekrümmt und blutüberströmt unter dem Auto lag. Kurze Zeit später stieg der Fahrer des Wagens aus, der womöglich gerade Davids Leben gerettet hatte.

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