Zwischen zwei Welten

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Natane
Veröffentlicht: 10.09.2017 16:47
Aktualisiert: 28.07.2018 07:55
Kategorie: Dies & Das
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Text

Ich stehe am Rand, am Abgrund, zwischen zwei Welten. Entscheiden kann ich mich nicht. Welche Seite soll ich wählen um mich nicht alzulange zu quälen. Links von mir riechen die Blumen nach Frühling, das Gras sieht aus wie Sommer, die Bäume sind bunt wie der Herbst und die Berge so hoch und weiss wie der Winter. Rechts ist die Schlucht so tief und schwarz, hört sie überhaupt mal auf? Würde ich wohl ewig fallen? Langsam balanciere ich, auf der grauen mauer, die diese Kontraste trennt. Sollte ich wählen? die Neugier auf die Schlucht ist gross doch die Schönheit des Frühlings ebenso. Schritt für Schritt gehe ich der Mauer entlang, versuche in mir drin zu erforschen welches meine Seite ist, welches meine Zukunft ist, der Fall wäre befreiend ich müsste nicht mehr denken nicht mehr fühlen doch das Gras wäre sicherlich weich und würde mich an den nackten Füssen kitzeln. Ein Fuss vor den anderen, ein Backstein nach dem anderen laufe ich weiter. Schneller wie am Anfang drehen sich meine Gedanken in meinem Kopf und meine Füsse passen sich dem Tempo an. Die Freiheit liegt verlocken nah, ich müsste nur einen Fuss neben die Mauer setzten und ich wäre frei. Frei von allem, dem Stress, dem Druck, dem Leben. Einen Fuss auf die andere Seite der Mauer und ich würde in einen farbigen Regen von herabfallenden blättern liegen. Weich würden sie mir über die Haut streifen und ich könnte tanzen, tanzen bis keine Blätter mehr fallen, tanzen bis mir schwindlig wird, tanzen bis ich vor Glückseligkeit umfalle. Die Schritte auf der Mauer trommel schneller, wie kleine Regentropfen auf ein Fenster während sich draussen ein Sturm zusammenbraut. Die Dunkelheit ist allgegenwärtig sie ist hier neben mir, sie ist aber auch in mir tief in meiner Seele, meinem Herzen und meinem Verstand. Sie schlummert, wartet und nun möchte sie raus! Sie möchte mich verschlingen, mir beistehen, mir helfen, sie will mich und erschreckend stelle ich fest, dass ich auch sie will. Ich will die Dunkelheit auf der Hand spüren, in den Fingern, wie sie mir langsam den armhochkriecht, meinen Hals liebkost und in meinen Kopf eindringt. Ich will dass sie mich ausfüllt, dass sie ich ist, dass wir eins sind. Langsam wende ich mich nach recht, meine Schritte verstummen und meine Hände wollen nach der Schlucht greifen, da landet eine winzige Schneeflocke auf meiner Schulter, diese Schönheit jagt ein Schauder über meine Haut vertreibt mit einem Schlag die Dunkelheit und erinnert mich an das Licht. Das Licht in meinem Herzen wenn ich barfuss im Schnee stand und mit der Zunge die Leichtheit der Flocken kostete die sanft vom Himmel rieselten. Die Fröhlichkeit meiner Seele als ich im kühlen Schnee lag und einen Engel aus in dem feinen weiss hinterliess. Der Ausdruck des Glücks wenn ich mit meinen Händen den Schnee zu kugeln presste und auftürmte um ihn zum Schluss mit Hut und Karotte zu verzieren. Ich drehte mich abermals auf der Mauer schaute nun zu dem Giganten in weiss der vor mir aufragte. Wollte ich mich eben entscheiden, wäre es richtig gewesen. In mir herrschte ein Sturm aus Widersprüchen, Gefühlen, Erinnerungen. Ich wusste nicht ob diese meine waren oder sich misten mit denen die vor mir da waren. Ich wollte weg, weg voll alledem. Der Sturm spiegelte sich in den Welten wieder, die Dunkelheit waberte wollte zu mir gelangen mich einnehmen und mit sich ziehen, in die Tiefe der Schlucht. Der Schnee tobte und stürmte er wollte mich weg fegen in die Lüfte tragen und nie wiederfreigeben. Ich verfalle in Panik ich kann mich nicht entscheiden also laufe ich, ich laufe so schnell mich meine Füsse tragen. Die Balance, die Mauer, die Seiten, alles verschwimmt vor meinem Auge, während ich laufe und laufe und laufe. Müde werde ich nicht. Es gibt nur noch mich und den klang, den meine Füsse beim Auftreten machen. Dumb dumb dumb dumb dumb. Gleichmässig prasseln sie auf einen Grund den ich nicht erkennen kann. Bumb dumb dumb dumb dumb dumb. Ich laufe weiter, schneller in dem undurchblickbaren Dunst der Erinnerungen, der Träume, der Ängste und der Gefühle. Doch dann löst sich alles um mich auf, es ist nicht schwarz es ist nicht weiss, es ist einfach nichts. Meine Gedanken sind weg. Ich spüre meine Füsse nicht mehr, Meine Hände sind taub, ich existiere nun nicht mehr. Passiert dass wohl mit allen die sich nicht entscheiden können, ist mein letzter Gedanke als ich von einem sanften Wind vorgetragen werde und aufhöre zu existieren, fast so als ob es mich nie gegeben hat, als ob ich nie ein Teil hiervon war. Als ob ich gar nicht wirklich bin. Nie wirklich war.

Kommentare

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Am 05.02.2018, tamara18
Hey Natane,
Ich habe auch "anstrengend" kommentiert, du schreibst echt super!!!!
Freu mich auf andere Beiträge,
tamara18
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Am 11.09.2017, Natane
Hallo Isterda

Ich danke dir für die lieben Worte :)

Gruss Natane
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Am 10.09.2017, Isterda
Hallo Natane

Ich hatte Gänsehaut bei deinem Text, denn es ist keine Woche vorbei gegangen als mir ein Teil dieser Geschichte im Traum begegnete.

Danke für deine Zeilen.

Gruss Isterda