Flucht

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Veröffentlicht: 19.03.2017 08:50
Aktualisiert: 19.03.2017 08:50
Kategorie: Abenteuer
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Text

Ich renne durch die verschneite Landschaft, die Sonne scheint und es windet leicht. Bei jedem Schritt versinke ich knietief im Schnee, weswegen ich mehr stolpere, als renne. Der Schnee ist leicht und pulvrig, immer wieder gelangt er in meine Schuhe. Die Kälte, die meine Füsse umgibt ist nicht weniger schlimm als die Nässe, die bestehen bleibt. Mir bleibt keine Sekunde, mich umzusehen, doch ich weiss, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Besorgt stürze ich weiter, ohne Ziel, einfach nur weg.
 
Mit einem Satz lande ich auf einer kleinen Nebenstrasse, die mehr für Traktoren und Pferde genutzt wird, als für Autos. Zu meiner Erleichterung finde ich festen Stand und bin froh, meine Beine kurz vom Schnee befreien zu können. Die unterste Schicht ist bereits gefroren, wodurch meine Hosen immer schwerer geworden sind. Ich hole tief Luft und versuche, die Orientierung wiederzufinden. Hinter mir höre ich ein leises Geräusch und fahre herum. Viel zu langsam. Etwas schiesst in mich hinein und bringt mich zu Fall. Erschrocken sehe ich auf. „Embriel“, rufe ich aus und umarme den Vierbeiner freudig. Diesem hat unser Sturz nichts ausgemacht, er wedelt freudig mit dem Schwanz. „Los, weiter…“, dränge ich und springe auf. Embriel ist der Hund aus meinem Dorf. Niemand weiss, wem er gehört. Er tauchte einfach eines Tages auf und ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen. Leider hat mein kleiner Bruder eine Hundehaarallergie, weswegen wir ihn nicht bei uns aufnehmen konnten. Embriel hat auch heute noch kein festes Zuhause. Oder man kann sagen, er besitzt viele. Er findet jeden Tag jemanden, der ihn füttert und manchmal auch bürstet oder wäscht. Zum Schlafen legt er sich in einen alten Stall, in welchem über den Winter ein Pferd steht. Ein junger Rotfuchs, mit glänzend orangem Fell und intelligenten Augen. Er gehört einem alten, grummligen Mann, der froh ist, wenn er ihn im Sommer auf die Alp geben kann. Hauptsache so weit weg von ihm wie möglich. Ich habe mich schon so oft gefragt, warum er dann überhaupt ein Pferd gekauft hat, wenn er sie nicht leiden kann. 
 
Lächelnd tätschle ich Embriels Kopf, der mich freundlich ansieht. Wir müssen uns beeilen, aber ich hätte ihn gern gefragt, was er bei mir macht. Ich beschleunige meine Schritte und wir folgen der Strasse. Ein Horn erklingt. Und dann noch eins. Und noch eins. Von allen Seiten kommen die beunruhigenden Klänge näher. Ich stürze nach rechts und jage wieder über eine Wiese. Embiel folgt mir, ohne zu zögern. Erneut sinke ich bis zu den Knien in den Schnee ein und bereue augenblicklich meine Entscheidung. Mit diesem Tempo holen uns die Verfolger viel zu schnell ein. Doch es ist zu spät, um sich zu ärgern. Ein Horn erklingt direkt rechts von uns und ich zucke zusammen. Gehetzt stolpere ich weiter, achte nicht auf die Geräusche um mich herum. Die Angst ist viel zu gross. Ich erschrecke, als neben mir Schnee aufwirbelt. Meine Beine geben unter mir nach, verzweifelt versuche ich mich zu fangen. Embriel jault und fängt an zu bellen. Mit letzter Kraft versuche ich, ihn zu beruhigen, als sich ein Schatten über mich legt. Ich schreie auf.
 

Kommentare

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Am 26.03.2017, Nederlandfreak
Okay ja, finde ich super! :)
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Am 26.03.2017, welcome home
Hi Nederlandfreak :)

Vielen Dank für deine positive Rückmeldung. Sie hat mich sehr gefreut, da ich mich zum ersten Mal an eine solche Art von Text gewagt habe.
Ich mag den Gedanken, dass der Leser die eigene Fantasie in die Geschichte mit einbringen kann, dadurch entstehen viele verschiedene Versionen und es bleibt jedem selbst überlassen, wie es ausgeht. :)

Lg welcome home :)
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Am 25.03.2017, Nederlandfreak
Hi welcome home :)

Ein sehr spannender und dramatischer Text. Du hast den Text interessant aufgebaut, so dass man sich richtig in die Situation reinfühlen kann.

Allerdings würde mich noch interessieren, weshalb die Person denn flüchten musste. Andererseits ist es aber auch viel spannender, wenn man es nicht weiss und es verborgen bleibt, wie die beiden in diese heikle Situation geraten sind. Die Entscheidung liegt bei dir! ;)

LG Nedi