Last leaves the last (Kapitel 21)

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Nederlandfreak
Veröffentlicht: 18.03.2017 17:41
Aktualisiert: 18.03.2017 17:41
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Kurzbeschrieb:
Die Rückkehr in seine alte Schule, zu seinen alten Freunden, fiel Jeffrey schwerer, als er sich selbst eingestehen wollte. Doch wie werden seine Mitschüler reagieren? Kommt wirklich alles so, wie geplant?

Text

«Leute, was ist mit euch los? Ich bin`s, Jeffrey! Der, der euch immer zum Lachen gebracht hat, der, der euer Held war, wenn es mal nicht so gut lief. Der, der euch immer aufgemuntert hat. Ja, in der Schule war ich nie gut, dann bin ich halt nicht der hellste Kopf unter euch, aber ich bin nicht dumm. Ich sehe was hier vor geht. Ihr alle habt mich als aggressiver Schläger, der seine Lehrerin niederschlug, in Erinnerung. Wisst ihr denn nicht mehr, was vorher war? Welchen Spass wir gehabt haben, überlegt doch mal! Wenn ihr wüsstet, was ich alles durchgemacht habe. Als ich Mrs. Maryl mit diesem Buch niedergeknüppelt habe, sah ich nicht sie, die auf mich zu kam. Nein, ich sah ein grauenhaftes Wesen. Ein Wesen, das versucht, mich, sowie jeden Einzelnen hier, zu verwirren, vielleicht sogar zu töten! Stempelt mich ruhig als Verrückter ab, aber fragt Brian, fragt Wulfric, fragt Ailsa. Sie werden euch bestätigen, dass ich es nicht bin!»

Jeffrey wartete einen Moment, damit sich das Gesagte in den Köpfen der Schüler festsetzen konnte. Er war erleichtert, dass sich bei einigen die verwirrten Blicke ein wenig legten. Erneut begann Jeffrey zu sprechen: «Wir alle hier sind in Gefahr. In grosser Gefahr! Das ganze Dorf ist in Gefahr. Wir haben es mit etwas zu tun, von dem wir nicht wissen, was es, vor allem, warum es überhaupt ist. Wir müssen die Situation besser verstehen, das geht nur gemeinsam. Bevor ihr über mich urteilt, sollt ihr verflixt nochmals hinter die Kulissen sehen und die Zusammenhänge verstehen! Seht genauer hin, bevor ihr urteilt. Es tut mir leid. Es tut mir leid, den meisten von euch nicht schon früher was gesagt zu haben. Es tut mir leid, besonders für sie Mrs. Maryl, euch nicht vorgewarnt zu haben, was mit mir, mit uns allen geschieht! Ganz besonders tut es mir leid für Adam, den wir womöglich nie mehr sehen werden.» Jeffrey war den Tränen nahe. «So frage ich euch. Wer ist an meiner Seite? Wer will mit mir kämpfen und gewinnen?»

Einige Sekunden herrschte Stille. Dann begannen die Mädchen in der vordersten Pultreihe aufzustehen. Es folgten weitere Leute in den hinteren Pultreihen. Sogar Mrs. Maryl blieb mit voller Überzeugung stehen und nickte ihm vergebend zu. Er hatte es geschafft. Er hatte es geschafft, all seine Leute zurück ins Boot zu holen. Wie es aussah, begannen sie, ihm wieder zu vertrauen.

Für einen Augenblick, war alles wieder beim Alten. Für einen kurzen, fast zu schönen Augenblick, war alles wieder gut. Wenn sogar Tom an Jeffreys Seite war, konnte ja nun wirklich nichts mehr schiefgehen. Tom, der von Jeffrey wegen seiner Arroganz und überhohen Ignoranz, so dermassen verachtet wurde, war das erste Mal seit ihrer Bekanntschaft auf seiner Seite. Seine Rede war schon fast zu erfolgreich, um wahr zu sein. Der erste Tiefschlag kam bereits, als Gregory die Hand hob, welcher mit dem Rücken an eines der grossen Glasfenster lehnte, um sich abzustützen. «Was machen wir jetzt?», fragte er besorgt.

Erneut kehrte Stille ein. Nicht einer oder eine traute sich etwas zu sagen. Es wurde nicht einmal mehr getuschelt. Viele der Gesichter, darunter auch das von Mrs. Maryl, sahen ihn verdutzt an, wobei Jeffrey schnell ins Schwitzen kam. Was sollte er seinen Leuten sagen? Sollte er etwa wirklich zugeben, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wie es weiterging? Damit hätte er die aufkommende Euphorie direkt wieder begraben. «Wir haben…Ähm…Wir-», versuchte Jeffrey zu stammeln. «Wir sind an einer Lösung. Der Schulleiter, sowie auch viele andere Leute unterstützen uns. Mit eurer Hilfe geht alles noch schneller, daher sind wir immer noch auf alle mögliche Hilfe angewiesen!», warf sich Brian dazwischen. Brian wusste also immer noch mehr, als Jeffrey selbst. In Jeffreys Körper kam erneut diese Wut auf, die er auch schon während seiner Rede verspürte. Dieses Mal aber, spürte er diese unangenehme Wut in jeder Faser seines Körpers. In seinen Adern brodelte das Blut, es kochte schon fast über. Er hatte doch nicht diesen langen Weg im engen Auto angetreten, um immer noch nicht die ganze Wahrheit erfahren zu dürfen. Hatte ihm sein Vater wirklich noch nicht alles gesagt?

Ohne gross zu überlegen, entschuldigte sich Jeffrey für einen Moment bei seiner Klasse, schubste Brian mit ein wenig Wucht zur Türe hinaus, aber noch so, dass dieser nicht hinfiel und schlug hinter sich die Türe zu. Am liebsten hätte er seiner Wut freien Lauf gelassen, aber er wusste, dass dies die beiden, wie auch alle anderen, nicht weitergebracht hätte. Wenn sich das Jeffrey genauer überlegte, war es schon ziemlich krass. Jeder einzelne Schritt, den er von nun an machte, konnte über das Schicksal all seiner Freunde und Bekannten entscheiden. Für alles, was er jetzt tat, musste er geradestehen. Für alles, was er jetzt tat, musste er Verantwortung übernehmen. Er brauchte Brian. Jeffrey selbst hatte keinerlei Gefühl für Verantwortung. Weder, wenn er auf sich selber hätte aufpassen sollen, noch, wenn er auf Samira aufpassen musste und ganz besonders nicht, wenn es darum ging, sich zu organisieren. Anspannung und Adrenalin strömten plötzlich durch Jeffreys Körper. Er hatte die ganze Situation gewaltig unterschätzt, so war ihm fast schon klar, wieso Brian und Leonard ihm nie etwas ausführlich erzählten.

Erste Schweissperlen bildeten sich auf seiner Stirn, während er nach vergessenen Worten in seinem Kopf suchte, die er noch vor ein paar Sekunden wusste. Brians Pupillen wuchsen zu grossen, schwarzen Flecken und sein Gesichtsausdruck sah nicht gerade begeistert aus. Jeffrey hatte wirklich zu heftig reagiert, als er wollte. «Alter, was ist denn los?», fragte Brian genervt. «Ich habe es langsam satt, dass ihr mir alles vorenthaltet. Es geht hier schliesslich um mich!», brüllte Jeffrey seinen besten Freund schon fast an. «Jetzt komm mal von deinem hohen Pferd runter! Es geht hier nicht um dich, nicht nur um dich jedenfalls. Wir sitzen alle im gleichen Mist!» «Wir sitzen alle im gleichen Mist? Wessen Psyche wird hier attackiert? Hinter wem ist dieser beschissene Goatman her?» Brian zuckte bei der Aussprache des Namens des Wesens zusammen. Jeffrey reagierte darauf und begann auszurufen: «Ja, ich habe keine Angst über ihn zu reden! Goatman? Wo steckst du beschissenes Mistviech? Ich mach dich alle! Komm nur her!» Dazu machte Jeffrey eine Bewegung mit seinen Fäusten, als wäre er gerade an einem Boxkampf gewesen.

«Sag mal, bist du vom Affe gebissen worden?» «Als ob der gleich hier auftauchen würde!», entgegnete Jeffrey in einem solchen Ton, der wahrscheinlich für seine Mitschüler nicht unüberhörbar war. Jeffry wusste zuerst nicht, ob er sich das vom ganzen Gerede nur eingebildet hatte, als sich der Himmel draussen verdunkelte. «Na toll, siehst du?», sagte Brian. Im Gang wurde es blitzschnell dunkel. Jeffreys Wut verwandelte sich blitzschnell in Angst. Brian holte sein Handy heraus und wählte eine Nummer. Jeffrey war sich nicht sicher, was er nun  tun sollte. Sollte er reinstürmen und die anderen warnen? Was, wenn es ein Fehlalarm war?

«Hallo? Leonard, kannst du mich hören? Jeffrey musste ihn herausfordern. Ich glaube es wird diesmal schlimmer denn je», sagte Brian am Telefon, während er zu Jeffrey eine Handbewegung machte, die ihn wegscheuchen sollte. Offenbar wollte er damit bezwecken, dass Jeffrey die anderen vor der anstehenden Gefahr warnte. Er tat wie geheissen und trat ins Schulzimmer. Mrs Maryl blickte ihn mit einem hilflosen Blick an. Sie wusste, was vor sich ging. Auch seine Kameraden schienen zu verstehen, was gerade geschah.

Ein eisiger Schauer lief Jeffrey den Rücken hinunter und sein Kopf begann zu surren. Der Goatman versuchte wieder in Jeffreys Verstand einzudringen. Mit Anstrengung versuchte er dagegen anzukämpfen, den Goatman um keinen Preis in seine Psyche zu lassen, während sein Kopf vom immer heftiger werdenden Surren zu schmerzen begann. Es schmerzte so sehr in seinem Kopf, dass er sich jaulend die Hände an die Schläfen presste und einfach nur noch schreiend darum bat, aufzuhören. Auch Mrs. Maryl sträubte sich gegen das Surren und stemmte sich an ihrem Lehrerpult ab, um den Druck an irgendwas auslassen zu können. Pultreihe um Pultreihe sackte zusammen, viele hielten ebenfalls die Hände an den Kopf und schrien umher. Die Mädchen begannen zu weinen, während die ganz Schwachen in der Klasse komplett zusammenbrachen und ohnmächtig wurden.

Brian kam wieder ins Klassenzimmer gestürmt. An der Hand hielt er Samira, welche auch mit Mühe gegen die Ohren und Kopfschmerzen kämpfte. Nach ihm kam Leonard hinein, welcher direkt in Jeffreys Richtung rannte und sein Kopf fest in die Hände schloss. «Jeffrey! Kannst du mich hören? Du musst dagegen ankämpfen! Du darfst nicht zulassen, dass er wieder in deinen Kopf eindringt! Dringt er in deinen Kopf ein, dringt er in all unsere Köpfe ein!», versuchte Leonard mit Jeffrey zu kommunizieren. Er aber hörte nur noch einen hohen Pieps Ton und beobachtete seinen Vater mit einem leeren Blick, wie er auf ihn einreden zu versuchte. Der hohe Pieps Ton wurde immer lauter und Jeffreys Sicht nahm immer mehr ab, so, dass er am Ende nur noch den Umriss des Gesichts seines Vaters erkennen konnte. Ihm wurde schwindelig und schlussendlich, kippte er komplett um, worauf ihn undurchdringbare Dunkelheit umhüllte.

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