Das Windpferd ( Teil III )

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Horselover
Veröffentlicht: 26.02.2017 21:58
Aktualisiert: 27.02.2017 14:28
Kategorie: Abenteuer
Tags: Flucht, Pferd, Wald
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Kurzbeschrieb:
In diesem Teil passiert eigentlich nicht gross was, er dient nur dazu, einen Überblick auf die Situation zu erhalten. Über einen Kommi oder eine Bewertung freue ich mich auf jeden Fall!
Eure Horselover

Text

Das Auto fuhr eine menschenleere Strasse entlang und hielt vor einem grossen Gebäude, das hellrosa gestrichen war. Der Motor erstarb und die Beifahrertür sprang auf. Freias Mutter stieg schweissgebadet und angespannt aus und rannte zum Schulgebäude hin. Etwas zögernd ging auch die Fahrertüre auf und Freias Vater kam zum Vorschein. Er lief seiner Frau schnell hinterher, die gerade an der verschlossen Eingangstüre rüttelte. „Freia ist nicht hier! Die Schule ist zu!“, rief sie verzweifelt. Ihr Mann wählte besorgt die Nummer der Schulleitung und wartete. Nach einer kurzen Zeit meldete sich eine verschlafene Stimme: „Ja, Till Müller am Apparat?"

„Guten Morgen, Herr Schulleiter. Ich bin Paul Holstein, Freias Vater.“

„Guten Morgen. Wissen sie eigentlich, wie spät es ist? Es ist doch Samstag...!“ Er seufzte. „Wie kann ich ihnen helfen?“

„Es geht um meine Tochter, Freia. Sie ist verschwunden und sie hat uns einen Zettel geschrieben, dass sie in der Schule sei.“

„Ja, und? Samstags gibt es in unserem Bundesland keinen Unterricht, das wissen sie doch.“

„Ja, schon. Aber...“

„Es tut mir leid, Herr Holstein, aber ich kann ihnen bei dieser Situatuion nicht weiterhelfen. Gute Nacht - Ähm... - Schönen Tag noch.“ Er legte auf.

„Und?“, fragte Freias Mutter ungeduldig. „Nichts. Er war... noch ein bisschen müde.“, antwortete Freias Vater ihr. „Dann lass uns zur Polizei fahren“, sagte Freias Mutter tonlos und die beiden stiegen wieder ins Auto. Der Motor sprang an und der Wagen rollte langsam vom Parkplatz auf die Polizeistation zu.

Etwas später, an einem anderen Ort, öffnete Freia die Augen und setzte sich auf. Jeremy und sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung im Wald, auf den sie vor ein paar Stunden zugaloppiert sind. Freia tat alles weh, jeder einzelne Muskel. Jeremy schien es da nicht anders zu gehen, er hat schliesslich seit Jahren keinen Auslauf mehr gekriegt und hatte jetzt einen so wilden Ritt gemacht. Das war eine sehr ansehliche Leistung. Er lag neben Freia, die sich seinen Führstrick um den Arm geknotet hatte, damit er ihr nicht fortlaufen konnte. Jeremy war wach, und Freia bezweifelte auch, dass er diese Nacht überhaupt geschlafen hatte.

Sie streichelte seinen weissen Stern, den er auf der schwarzen Stirn trug, und er liess es mit sich geschehen. Er vertraute Freia nun, daran gab es keinen Zweifel mehr. Und wie sie da so lagen, wurde Freia langsam klar, in was für einer Klemme sie steckten. Freia hatte Jeremy gestohlen. Er war nicht ihr Eigentum, und sie hatte ihn mitgenommen. Sie war eine Diebin. Es war mit Sicherheit verboten, das zu tun. Andererseits, dachte Freia sich, war es auch verboten, Pferde so zu misshandeln und sie zu quälen. Dieser Gedanke gab ihr Trost und sie stand auf, was reichlich schwierig war, weil sie einen solchen Muskelkater hatte. Aber was sollten sie jetzt als nächstes tun? Wohin sollten sie gehen? Nach Hause konnte sie ja schlecht mit einem Pferd im Schlepptau.

'Aber muss ich denn überhaupt irgendwohin?', fragte sich Freia. 'Ich kann doch einfach hier im Wald bleiben, mit Jeremy.' Verpflegung gab es ja schliesslich genug, Wasser vom nahegelegenen Bach, für Jeremy gab es Gras, so viel er sich nur erträumen konnte und es gab ja viele Apfel - und Birnenbäume, dessen Früchte Freia essen konnte. Anfangs erschien Freia diese Idee völlig absurd, aber je länger sie darüber nachdachte, desto vernünftiger erschien sie ihr. Jeremy würde das Leben in Freiheit, so glaubte sie, besser gefallen als jenes in einer Box. Der einzige Nachteil war, dass ihre Eltern, die sie liebten und immer für sie gesorgt hatten, nicht wussten, wo sie war. Aber tun konnte man ja nichts, weil die Chance, dass ihre Eltern zulassen würden, dass sie alleine im Wald mit einem Pferd herumspazierte, dermassen gering war, dass man sich das gar nicht vorstellen musste.

Jeremy kam auch auf die Beine und rupfte ein paar Grashalme vom Boden. Er schien völlig ausgelaugt, aber sie mussten weiter. Frau Strauss hatte mit Sicherheit schon die Polizei alarmiert.

Kurzerhand entschloss Freia, irgendwohin zu gehen und sie strich Jeremy auffordernd über den Hals. „Komm, Jerry. Komm, mein Hübscher, wir müssen weiter.“, sagte sie. Doch er dachte anscheinend nicht mal im Traum daran, jetzt irgendwohin zu gehen. Nach einigem Locken mit den letzten Möhren aus Freias Rucksack gab Jeremy letztendlich nach und er lief ihr brav am Führstrick hinerher. Freia wollte nicht reiten, um ihn nicht noch mehr zu strapazieren und so liefen sie, manchmal links abbiegend, manchmal rechts, und das ging ein paar Stunden so. Jeremy machte erstaunlich gut mit, er versuchte nicht, sich Freia zu widersetzen. Gefühlte vier Stunden später rasteten sie an einer Lichtung, die von einem Bach durchzogen war,  und sie assen und tranken etwas, und Freia beschloss, auch auf jener Lichtung zu übernachten. So kuschelten sich das Pferd und die Reiterin abermals aneinander, Freia knotete sich wieder den Führstrick um den Arm und bevor der erste Stern am Himmel aufgehen konnte, schliefen beide schon tief und fest.

 

(Fortsetzung folgt...)


 

 

Kommentare

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Am 16.03.2017, Secrecy1
hey horselover! Ich finde die Geschichte super! Freue mich schon auf die Fortsetzung!
LG Secrecy1
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Am 27.02.2017, Horselover
Hej Welcome Home,
Vielen Dank für deine positive Rückmeldung! Ich freue mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt.
Du hast Recht, ich habe es auch gleich korrigiert, das mit "Sie und Jeremy". Ich finde auch, dass das umgekehrt besser tönt.
Danke auch, dass du mich auf die Wortwiederholungen und Schreibfehler aufmerksam gemacht hast. Ich werde versuchen, das zu verbessern ;)
Lg Horselover
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Am 27.02.2017, welcome home
Hi Horselover :)
Die Geschichte ist sehr fesselnd und es macht grossen Spass, sie zu lesen. Du hast einen tollen Schreibstil.

Es ist zwar Ansichtssache, aber ich vermerke es trotzdem. Im ersten Abschnitt über Freia hast du geschrieben: "Sie und Jeremy..." Ich finde, es hört sich besser an, wenn die Hauptperson oder erzählende Person sich als zweites bzw. letztes nennt.
Ausserdem haben sich ein paar Schreibfehler und Wortwiederholungen eingeschlichen.

Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und freue mich auf die Fortsetzung.
Lg welcome home :)