Angst. Gewalt. Ungerechtigkeit. Menschen werden bedroht, vertrieben, gefoltert und ermordet. Für manche Menschen gibt es keine Gerechtigkeit, sie müssen sich mit der Ungerechtigkeit abfinden und jeden Tag, jeden einzelnen, darin leben. Menschen werden gefangen genommen, weil sie ihre Meinung gesagt, weil sie ihre Gedanken mitgeteilt haben. Andere werden geschlagen, weil sie gegen etwas sind, weil sie sich wehren. Sie werden gezwungen, damit zu leben und darüber zu schweigen. Männer und Frauen werden angeklagt, weil sie sich trauen, die Wahrheit zu sagen und diese zu verbreiten.

Dabei frage ich mich einfach: „Wie kann so etwas möglich sein? Wie kann es sein, dass man seine Meinung nicht sagen darf und stattdessen schweigen sollte, die Augen verschliessen, alles vergessen?“ Ich kenne es aus meinem Land anders: Hier gibt es Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Demokratie. Wer etwas zu sagen hat, kann es ohne Angst sagen. Ich musste nie für meine Rechte kämpfen, musste nicht meine Meinung für mich behalten, musste Unrecht nicht einfach geschehen lassen, war nie wehrlos. Wer hier lebt, kann abends schlafen gehen, ohne fürchten zu müssen, dass am nächsten Tag das Leben zusammenbricht und man flüchten muss, um zu überleben. Und so ist es einfach, Probleme, die die menschlichen Grundbedürfnisse betreffen, einfach zu vergessen, weil sie für uns so unvorstellbar sind.

Aber eines Tages möchte ich die Welt verändern. Ich möchte dafür kämpfen, dass auch Minderheiten Rechte kriegen, dass auch sie Teil der Gesellschaft werden können. Dass es keinen Rassismus, keine Homophobie und keine Fremdenfeindlichkeit mehr gibt, weil endlich alle begreifen, dass uns Krieg und Streit nicht weiterbringen.

Die Medien berichten laufend. Angst. Gewalt. Ungerechtigkeit. Menschen werden geschlagen und ermordet, weil sie Alkohol getrunken haben, weil sie schwul oder schwarz sind. Mädchen im nahen Osten werden bestraft, weil sie ihr Kopftuch abgelegt haben. Familien werden aus ihrer Heimat vertrieben, weil andere ihre Macht ausspielen und Krieg führen wollen.

Geschockt sitze ich da und frage mich: „Wieso kann all das nicht aufgehalten werden? Wieso gelten da keine Menschenrechte? Wie kann es sein, dass obwohl die ganze Welt von solchen Vorfällen liest und hört, keiner etwas dagegen tun kann? Online wird über Attentate und Kriege informiert und diskutiert, auch wenn sie am anderen Ende der Welt passiert sind. Wie kann es dann sein, dass man nichts verändern kann?“ In unseren Medien, sei es Zeitung, Fernseher oder das Internet, hören wir ständig von Attentaten, von Drogentoten, von Banküberfällen und von Hackerangriffen. Und eine schockierende Nachricht bleibt nur so lange präsent, bis die nächste kommt. Und auch die Leute, die behaupten, gegen diese Ungerechtigkeit vorgehen zu wollen, die eben noch grosse Pläne hatten, vergessen ihre Motivation und lassen sich wieder vom Zeitgeist einnehmen.

Es gibt Menschen, die ihre Hautfarbe hassen, weil sie deswegen ausgeschlossen, gehänselt oder schlecht behandelt werden. Es gibt Familien, die müssen ihre Heimat verlassen, weil weit mächtigere Leute ihre Macht demonstrieren und gegeneinander austesten wollen. Es gibt Menschen, die lügen, um nicht geschlagen, gedemütigt oder gefoltert zu werden, die ihre eigene Meinung für sich behalten müssen um zu überleben.

Angst. Gewalt. Ungerechtigkeit. Davon gibt es genug. Aber gleichzeitig gibt es auch so viel Gutes auf dieser Welt, dass man das Schlimme gerne mal vergisst, die Augen verschliesst, den Moment geniesst, in einer warmen Traumblase lebt und wenn dann jemand unerwartet eine Schlagzeile wie „37 Tote bei Amoklauf“ vorliest, fragt man „Wie bitte? Ich habe dich nicht verstanden.“