Dieser eine Moment

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Veröffentlicht: 26.10.2016 17:12
Aktualisiert: 27.10.2016 18:24
Kategorie: Liebe
Tags: Liebe, Trauer, Schmerz, Realität
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Kurzbeschrieb:
Es zeigte mir das es doch Menschen auf der Welt gibt, die für einen da sind.

Text

Das ist eine erweiterte und eine bessere Variante der letzten Geschichte von mir: Vorhergesehener Moment.

Es war einer dieser Tage, andenen man am liebsten nicht existieren möchte.

 

Ich ging mit Hofflungslosigkeit und Angst in das Krankenhaus, in dem mein Grossvater war. Ich suchte nach dem Zimmer, in dem mein Grossvater stationiert wurde. Langsam stiess ich die Zimmertüre auf. Ich wagte es kaum zu atmen. Ich guckte vorsichtig auf das Bett in dem Grossvater lag. Das ganze Zimmer sah grausam aus. Überall hingen Schläuche, in denen irgendwelche Medikamente in ihn hineinflossen. Es sah aus wie in einem kleinen Dschungel. Er atmete mit einer Hilfe die durch seine Nase drang. Während den letzten Tagen kamen immer wieder Ärzte, die nach ihm schauten und seinen Gesundheitszustand kontrollierten. Langsam und völlig eingeschüchtert liess ich mich auf einen Besucherstuhl nieder. Es war der Schock meines Lebens, meinen Grossvater in einem solchen zustand zu sehen. Ich wusste zwar, dass es irgendwann so weit war, Abschied nehmen zu müssen, doch das konnte ich mir nie vorstellen oder besser gesagt ich wollte es mir nie vorstellen. Seit längerer Zeit litt er an starken Atemproblemen. Als er mir das erklärt hatte, fuhr ich sofort mit ihm zum Arzt, der uns gleich darauf zur Notaufnahme ins Krankenhaus überwies. Ich durfte nicht bei ihm bleiben und die Ärzte schickten mich nach Hause. Ich weinte noch den ganzen Abend, und konnte einfach nicht mehr aufhören. Normalerweise hätte mich in einer solchen Situation mein einziger noch lebender Grossvater in die Arme geschlossen und mit mir zusammen etwas unternommen, aber das ging leider nicht.

Mit meinen Eltern kam ich nie gut aus, und seitdem mein Vater 2007 an Lungenkrebs  und meine Mutter 2009 bei einem Autounfall gestrorben waren, war ich, ausser meinem Grossvater, alleine. Ich hatte mit 16 Jahren keine Eltern mehr. Die Kinderschutzbehörde erlaubte mir, nach vielen Abklärungen, bei meinem Grossvater leben zu dürfen. In meiner Schulzeit mochte mich niemand, weil ich eine " Aussenseiterin" war und hässlich aussah. Da blieb mir nur noch Grossvater. Heute bin ich 23 Jahre alt. Mein Grossvater war und bleibt mein einziger bester Freund.

Ich hielt seine kühlen Hände und er erwiderte den Händedruck schwach. Ich fühlte meine warmen Tränen die Wangen runter kullern. Ich strich meinem Grossvater übers Gesicht. Da zuckten seine Mundwinkel. Oder doch nicht? Gerade als ich dachte ich hätte mir das nur eingebildet, kamen leise Worte über seine Lippen:" Egal was passiert, du bleibst tief in meinem Herzen. Ich werde mich immer an deinen 10. Geburtstag erinnern, an dem ich den schönsten Geburtstagskuchen sah. Ich werde dich immer in Erinnerung haben, wie du als Einjährige versucht hattest, auf das Bett deiner Eltern zu klettern." Er lächelte mir schwach zu. Ich erwiderte das Lächeln. Sein Händedruck lockerte sich und ich schaute vorsichtig auf das EKG: Eine lange Nulllinie. Da war die schlimmste Sekunde meines Lebens geschehen. In diesem Moment wurden mir sine letzten Worte klar: Auch, wenn eine Person stirbt, bleiben Erinnerungen und die Person selbst tief im Herzon geborgen! Es war nicht der beste Tag in meinem Leben, aber es zeigte mir, dass es doch Menschen auf der Welt gibt, die für einen da sind, ob man daran glaubt oder nicht.

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