Fliegen schwirren um ihren Kopf. Sie sitzt im Schatten eines alten Feigenbaumes. Durch die wenigen braunen Blätter und die vielen nackten Äste blitzen Sonnenstrahlen. Ein Strassenhund schnüffelt im Abfallhaufen herum. Die Puppe in ihrer Hand trägt jetzt ein neues Kleid. Das andere war zerrissen. Das Mädchen ist glücklich und lächelt zufrieden. Ein kleiner Käfer krabbelt über ihre nackten Füsse. Es kitzelt, sie schüttelt ihn auf das trockene Gras. Ein Vogel zwitschert ein paar kurze Töne, ein anderer antwortet ihm. Ein heisser Windstoss weht kurz über das Feld. Aus der Windrichtung hört man durstige Büffel brüllen. Ihr Magen knurrt und sie legt ihre kleine Hand auf den Bauch. Sie hört ein Rufen. Der Strassenhund schaut kurz auf. "Amila! Komm, das Essen ist fertig!" Es ist ihre grosse Schwester Isha. Amila steht schnell auf, die Fliegen surren davon. Sie nimmt ihre Puppe und hüpft singend zum Haus.

Während dem Essen erzählt die älteste Schwester, dass es am nächsten Tag eine Hochzeit geben wird. Eine Nachbarin wird mit einem Mann aus der Stadt vermählt. Sie wird zu ihm ziehen. Amila kennt sie. Sie arbeitet mit ihr in der Schneiderei. Die Verlobte sitzt gleich am Tisch vor ihr. Doch heute war sie nicht da. Amila musste schneller arbeiten, damit die fehlende Arbeitskraft ausgeglichen werden konnte. Sie hofft, dass die Nachbarin am Nachmittag wieder da sein wird. Sie ist schon jetzt ganz müde und die kleine Mahlzeit, die aus Reis und süssem Tee besteht, reicht gerade, um ihren Hunger für die nächsten drei Stunden zu stillen. 
Isha steht auf und sagt zu Amila, dass sie wieder gehen müssen. Amila trinkt den letzten Schluck vom inzwischen kalt gewordenen Tee und steht missmutig auf. Sie würde gerne noch mit ihrer Puppe spielen. Doch ihre Mutter schaut sie schon warnend an und so sagt sie nichts und folgt ihrer Schwester in der glühenden Hitze zur Schneiderei.

Die Luft im Raum ist stickig und feucht. Amila möchte gleich wieder raus. Doch sie weiss, sie muss Geld für ihre Familie verdienen. Ihre älteste Schwester Barisha arbeitet im Haushalt, da ihre Mutter schon lange krank ist. Der Vater ist Landwirt und sorgt sich um die paar wenigen Kühe und das kleine Stück Land, das ihnen gehört. Ihr einziger Bruder Ranjan ist schon verheiratet und muss für sich und seine Familie sorgen. 
Amila setzt sich an ihren Platz, nimmt das Garn in die Hand, und beginnt mit der immer gleichen Bewegung, die sie heute schon hunderte Male ausgeführt hat. Eine neue Arbeiterin hat die junge Braut ersetzt. Trotzdem muss Amila schnell arbeiten. Das muss sie immer, sie ist die Kleinste im Raum. Die Minuten vergehen, die Hitze hält an. Nachdenklich bewegt Amila automatisch ihre kleinen Hände über den Stoff. Fliegen schwirren um ihren Kopf.