Last leaves the last (Kapitel 9)

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Nederlandfreak
Veröffentlicht: 09.05.2016 22:59
Aktualisiert: 09.05.2016 22:59
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Lange standen die drei da und sahen einander mit irritierter und nervöser Miene an. Jeffreys Herz pochte wie wild. Gerade als Leonard sein Mund aufmachen wollte, um womöglich seinem Sohn eine Standpauke zuhalten, fuhr ihm Brian direkt ins Wort: „Bevor Sie jetzt irgendetwas sagen, möchte ich nur, dass wissen, dass ihr Sohn rein gar nichts falsch gemacht hatte. Er ist in letzter Zeit nur etwas durcheinander und hat es schwer momentan klar zu kommen.“ „Das ist keine Entschuldigung! Jeffrey hat seine Lehrerin in die Bewusstlosigkeit geschlagen!“, gab Leonard zurück. Sein Kopf färbte sich in ein gefährliches Scharlachrot. Es sah aus, als wäre er jeden Moment vor Wut explodiert. Dann folgte in hoher Lautstärke die gefürchtete Standpauke. Es war grauenvoller, als jede Standpauke, die er von seinem Vater je gehört hatte. Schlimmer als damals, als er mit Brian den heissgeliebten Kaschmirteppich in Flammen setzte. Er schrie und schrie ohne Grenzen. So laut, dass die wenigen vorbeigehenden Menschen ihren Schritt beschleunigten, obwohl so etwas in Dutches Mallow Gang und Gebe war.

Jeffrey hatte von einem gewissen Punkt an aufgehört Leonards wütenden Worten zu zuhören. Das letzte, was er mitbekam war, dass er etwas sagte, von wegen er hätte sich solche Mühe in der Erziehung gegeben und Jeffrey würde seine Zukunft mit Füssen treten. Bedrückt und mit hängendem Kopf schlich er langsam die Wendeltreppe hinauf, während sein bester Freund weiterhin eine heftige Diskussion mit Leonard führte. Jeffrey hoffte, dass der Disput nicht allzu schlimm war. Ausserdem konnte er sich beim besten Willen nicht erklären, wie es so weit kommen konnte. Niemand, den er kannte, nein, nicht einmal der grösste Rüppel hatte es bisher geschafft, seine Lehrerin in die Bewusstlosigkeit zu schlagen.

Immer noch tief bedrückt von den Vorkommnissen und dem lauten Geschrei seines Vaters an der Tür, öffnete Jeffrey sein Dachfenster, stieg auf den Bürostuhl und kippte die Jalousien auf, welche kurz laut klapperten und ein Echo über das ganze Dorf wiederhallen liessen. Daraufhin begann ein Hund laut und lange zu bellen. Mit einem heftigen Knall der Haustüre, wurde die Diskussion zwischen Brian und Leonard beendet. Nun beobachtete Jeffrey, wie sein bester Freund den Weg zu seinem Fahrrad hinlegte und schliesslich davon in die Dunkelheit fuhr.

Die Strassenlaternen leuchteten trübe durch die nächtliche Dunkelheit und dem aufkommenden Nebel. Von weitem sah Jeffrey eine schwarze Katze, die behutsam über ein flaches Dach schlich. Auch konnte er von weither hören, wie sich eine Gruppe von mehreren, jungen Leuten immer wie mehr näherte. Sie lachten, höhnten, hatten Spass, anders als Jeffrey im Moment. Er liebte es aus seinem sicheren Zimmer Dinge zu beobachten, welche gerade stattfanden. Ihn überkamen immer, wenn er dies tat, Gefühle der Entspannung und der Zufriedenheit. Die Probleme um ihn herum verschwanden in Sekundeneile und er roch nur noch der frische und kühle Duft der Nacht. Die Menschengruppe, welche Jeffrey vorher eher leise vernehmen konnte, lief nun unmittelbar vor dem Haus vorbei. Er konnte also fast jede Bewegung genau mitverfolgen und jedes Wort sehr gut mithören. Es waren vier etwa gleichgrosse Typen, jeder davon trug ein Sixpack Bier mit sich. Dabei waren auch zwei junge Damen. Dem Anschein nach, amüsierten sie sich prächtig, denn die Gruppe lachte viel und alberte herum. Womöglich mischte da aber der Alkohol auch ein wenig mit.

„Ey, Leute! Leute!“, rief einer der grossen Typen und stoppte abrupt. „Oh nein, was ist denn jetzt wieder!“, lachte eine der Damen. Jeffreys Augen folgten gespannt dem vor seinem Haus stattfindenden Spektakel. „Ja Mann, was is?“, lallte der Grösste der Gruppe. Er hatte seinen Arm um den gelegt, der offenbar etwas sagen wollte. Jeffrey sah deutlich, dass er ohne seine Stützhilfe wohl nicht mal mehr richtig gehen konnte. Die anderen lachten lauthals über die ganze Situation.

„Das ist mein voller Ernst! Ich will eine Geschichte erzählen.“ „Oh nein, nicht schon wieder so eine langweilige Geschichte!“, jammerte eine Blondine. Auf einmal vergass Jeffrey den ganzen Zoff, den er vorher erleben musste. Viel interessanter waren die betrunkenen, jungen Leute auf der Strasse, die sich so dermassen lächerlich verhielten.

„Es war einmal in einem grossen, weit entfernten Wald. Ich und eine Gruppe von anderen beschlossen mitten in diesem zu campen. Es war ein ruhiger, nebeliger Abend im Herbst. Man hörte die Eulen, die laut nach ihren Artgenossen riefen. Man hörte den um die Blätter und Gebüschen streichenden Wind und ja, es war so still, dass man sogar die durch den Erdboden kriechenden, schleimigen Würmer hören konnte“, begann er zu erzählen. Eins musste Jeffrey zugeben. Auch wenn er vielleicht einiges an Alkohol trank, konnte er gut Geschichten erzählen.

Gebannt hörte Jeffrey der Geschichte zu. Die Gruppe hatte sich nun um eine der einzigen Strassenlaternen versammelt, die noch einigermassen gut leuchtete. Jetzt konnte Jeffrey die einzelnen Personen besser erkennen. Der, welcher die Geschichte erzählte, trug ein weisses, ziemlich gutaussehendes Hemd und Jeans. Seine Haare waren ziemlich kurz und aufgestellt. Er sah nicht aus, wie einer, der sein ganzes Leben nur damit beschäftigte zu trinken und auf Partys zu gehen. Sein Kumpel, der sich vorher noch an ihm abstützte war das pure Gegenteil. Er trug Trainerhosen und eine schmuddelige Jacke, so wie auch einer der anderen Jungs. Der letztere sass sogar im Anzug auf der Strasse. Jeffrey kam der Verdacht, dass sich die einzelnen Personen wohl nicht alle unbedingt lange kannten. Die beiden Damen trugen Frauenhemden und normale Hosen. Sie sahen, so viel wie Jeffrey von weitem erkennen konnte, ziemlich gut aus.

Der Typ im schönen Hemd fuhr fort: „Mein Cousin, der die Sache eingeleitet hatte, führte uns immer tiefer und tiefer und den dunkel werdenden Wald hinein, bis hin zum Wohnwagen, welches auf einer Lichtung stand. Nach der Ankunft, die Sonne war schon längst untergegangen, entzündeten wir in der Mitte der Lichtung ein kleines Feuer und begannen ein paar Bierchen zu trinken, zu grillen und einander Gruselgeschichten zu erzählen.“ „Pha! Standard Geschichte!“, unterbrach ihn der total betrunkene, worauf er sich böse Blicke von den anderen einbüsste. Denn diese hatten wohl bemerkt, dass seine Geschichte doch nicht so langweilig wurde.

«Jedenfalls, erzählte einer der Jungs, er war indianischen Ursprungs und erst etwa 10 Jahre alt, eine Geschichte, die sich eindeutig von den anderen abhob. » «Ach, so wie du jetzt? », wurde er erneut vom Typen in der schmuddeligen Trainerhose unterbrochen. «Hey Al! Du musst doch bestimmt mal deine Blase entleeren oder etwa nicht? », fragte der Typ im Anzug. Dies wahrscheinlich nur, um endlich in Ruhe der spannenden Geschichte lauschen zu können. «Jetzt wo du`s sachst…Ja total! », antwortete Al lallend. Nachdem dieser hinter den Bäumen verschwunden war, ging es weiter mit der Geschichte.

«Ich muss sagen, dieser kleine Indianer war schon merkwürdig. Ich meine, er kleidete sich fast jeden Tag traditionsgemäss und redete ständig von irgendwelchen indianischen Festen. Auch wenn es hart ist, er war nicht unbedingt der Beliebteste in unserer Gruppe. Als alles still war und man nur noch die Rufe der Eulen hören konnte, begann der Junge seine Geschichte zu erzählen:

In alten Indianerstämmen erzählt man sich, dass sich tief in den Wäldern in der oberen Hälfte der Nordhalbkugel ein angsteinflössendes Wesen herumtreibt, der Goatman. Dieses Wesen basiert auf alten, indianischen Schriftlehren von Menschen, welche es angeblich gesehen haben und es auch aufzeichneten. Man sagt, es habe Ziegenbeine mit Hufen, sowie einen ziemlich muskulösen, männlichen Oberkörper. Ausserdem soll es einen grauenhaften, blutigen und metallenen Geruch von sich geben und Halluzinationen heraufbeschwören. Mein Vater sagte mir einmal, er habe dieses Ding bereits zweimal gesehen und es war echt schlimm. Er sah furchtbare Dinge, Menschen, die ohne Grund leiden mussten, Menschen, die den Verstand verloren und auch Möglichkeiten, wie unsere Menschheit und das Leben meines Vaters auf die hässlichste Art und Weise enden könnten. Er erzählte mir, dass er für eine lange Zeit ständig das Gefühl hatte, von der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden und dass er verlassen wird von all seinen engsten Freunden und Familienmitgliedern. Sowie eine Art Depression. Manche Nächte stand er einfach auf unserer Veranda und starrte in die Wildnis hinaus. Er streckte immer seinen Finger aus um mir zu zeigen, dass der Goatman dastand und ihn grinsend beobachtete. Doch da war niemand.

Er war nicht der einzige, der von so einem grauenhaften Ding sprach. Etliche Menschen waren Zeugen von Fussspuren neben ihren zerkratzten Autos, welche nicht von gelangweilten Jungen demoliert worden waren, sowie die Autobesitzer behaupteten. In Wahrheit, war es der Goatman. Nicht nur Sachbeschädigungen fanden statt, nein. Menschen verschwanden in den Wäldern. Meistens solche, die des Goatmans Existenz öffentlich verleugneten und vor allem auch Jäger, die sich nach dem vermeintlichen Goatman auf die Suche machten.

Er erzählte uns auch, dass es verdammt gefährlich sei, als nicht Indianer über ihn zu sprechen oder gar an ihn zu denken. » «Darf ich kurz was einwendn? Warum sum Teufel sprechen wir dann über ihn? », rief der betrunkene Al dazwischen, der gerade aus dem Busch gekrochen kam und nun mit Mühe versuchte, seinen Gurt zu schliessen. Er stellte sich sogar so blöd an, dass eine der Damen aufstehen musste, um ihm zu helfen.

Der Erzähler bemerkte wohl selbst, dass die Idee, diese Geschichte zu erzählen, wohl nicht unbedingt die beste war. Jeffrey allerdings, konnte gar nicht glauben, was er da gerade eben gehört hatte. Die Beschreibung dieses Goatmans war genau gleich, wie die das Aussehen des Wesens, welches ihm seit Tagen das Leben buchstäblich zur Hölle machte. Er konnte es kaum fassen. Was um alles in der Welt hatte dies zu bedeuten? Urplötzlich wurde Jeffreys Zimmertür aufgerissen, was ihn erschrocken aus seinen Gedanken riss.

Kommentare

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Am 16.05.2016, Nederlandfreak
Hey Lissan :)

Ich danke dir für dein Feedback. :)

Es ist so, dass diese Erzählung zwar wirklich existiert. Es ist einfach eine Gruselgeschichte, die viel erzählt wird. Ich habe aber einige Änderungen vorgenommen und es wird dann noch einiges zu dieser Erzählung dazu kommen, also wird dieser Goatman nur ein kleiner Teil davon, sozusagen.
Freut mich, dass es dir gefällt. ;)

LG Nederlandfreak
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Am 15.05.2016, Lissan
Hey Nederlandfreak :)
Es freut mich, dass du den richtigen Weg der Geschichte wieder gefunden hast.
Es gefällt mir, wie du verschiedene Charakter in die Geschichte einbaust (auch beim letzten Kapitel).
Die Idee mit der Indianergeschichte finde ich toll. Gibt es diese Erzählung wirklich oder ist das von dir Erfunden?
Ausserdem beschreibst du gut.
Die letzten Worte des Kapitels sind so gewählt, dass man gerne weiter lesen würde. ;)
LG Lissan