Von gemischt zu Champagner (Kapitel 23)

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Nederlandfreak
Veröffentlicht: 28.07.2015 18:36
Aktualisiert: 28.07.2015 18:36
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Einige Minuten sassen sie da und diskutierten miteinander ausführlich darüber, ob es tatsächlich eine gute Idee sei, eine potenzielle Frau für Fred zu suchen. Schlussendlich kam, jedenfalls Fred, zum Schluss, dass er Lea brauchte. Alexander konnte unmöglich verstehen, wie wichtig es für Fred war mit ihr richtig in Kontakt zu kommen. Wie auch, wenn er keine Ahnung hatte, wie seine Vergangenheit aussah?

In den nächsten Tagen unternahm Fred viel mit Lea, arbeitete fleissig und zog in eine bessere, schönere Wohnung im renovierten Teil der Stadt. Lea war eine nette, schöne und erfolgreiche Frau, die als Marketingmanagerin tätig war. Auch sie war es leid, immer noch auf den Einen warten zu müssen. So kam es irgendwann, dass die beiden sich, wie zwei Puzzleteile, zusammen fügten. Ihre schöne Zeit zusammen wusch jede unangenehme Erinnerung an schlimme Zeiten und schlechte Erfahrungen fort, so dass sich Fred endlich wieder wie zuhause fühlte. Die Streike in der Stadt liessen ohne weiteres nach und das Leben fühlte sich wieder lebenswert an.

Ein bisschen Wasser den Berg runter…

,,Toll siehst du aus Kumpel!“, sagte Alexander und klopfte Fred freundschaftlich auf die Schulter. Er lächelte zaghaft. ,,Und, wie sieht`s aus? Nervös?“ Fred stand vor dem Spiegel, zupfte seinen schwarzen Anzug zurecht und strich sich über seine grauen Haare. ,,Dein Ernst? Nervös ist überhaupt kein Ausdruck! Ich hoffe, dass sich das Ganze hier auch gelohnt hat. War nämlich teuer wie sonst was!“ ,,Keine Sorge Fred, solange du die perfekte Frau an deiner Seite hast, ist alles in Ordnung.“ ,,Tja, leider habe ich keinen Vater der mir die ganze Hochzeit finanziert. Weisst du, bis heute habe ich keine Ahnung wer mein Vater ist oder war.“ Alexander setzte sich auf einen der noblen, weichen Stühle und sagte bedenklich: ,,Dann solltest du vielleicht wissen, dass Karl heute auch hier sein wird. Er ist gerade in der Kirche. Ich denke er hat ein paar wichtige Antworten für dich.“ Lars sah Freds erfreuten Gesichtsausdruck und fügte hinzu: ,,Aber nur, wenn du höflich bist. Ich habe gehört, dass du die letzten Male ihm gegenüber nicht sehr zuvorkommend warst. Also bitte ich dich, wenn du vernünftige Antworten haben willst, sei nett zu ihm!“

Vom teuren Fünfsternehotel aus, stürmte Fred schon fast den edlen Gartenweg bis zur nostalgischen Kirche entlang, in der in wenigen Stunden seine Hochzeit stattfinden würde. Ihm war es egal, ob er Lea jetzt schon in ihrem Kleid sah. Er hatte im Moment wichtigere Dinge zu überdenken. Schnell stieg er die Kirchentreppe hinauf, riss die alte, grosse und schwere Tür auf und rannte hinein. In der vordersten Bankreihe kniete ein eher älter aussehender Mann. Fred konnte durch den gesamten Gang hören, dass dieser einige Wörter ständig in derselben Reihenfolge von sich gab. Er war wohl am beten. Die hohe, gewölbte Decke der Kirche war reichlich verziert mit schönen Bildern von farbigen Engeln und war gespickt mit goldenen, schön geschwungen Schnörkeln, die aussahen wie Lianen von Pflanzen. Die blanken Bodenkacheln strahlten eine kühle Atmosphäre aus, die jeden in diesen heissen Tagen abkühlen würde. Genau das richtige für Fred nach seinem Spurt hinein.

Weit hinten in der Kirche, hinter dem Altar, sah er wie Lea und ihr gemeinsamer Pfarrer letzte wichtige Punkte der Hochzeit durchgingen. Sie sah fabelhaft aus in ihrem langen, weissen Kleid. Kurz winkte er ihr zu und setzte seinen Schritt in die vorderste Reihe fort. Der Mann murmelte weiterhin, jetzt verständliche Wörter, während er immer noch auf den Knien war. Er hielt seine Augen geschlossen und beachtete Fred kaum. Wenn dies wirklich Karl war, dachte sich Fred, war er enorm gealtert. Wobei, wenn man Fred und vor allem Lars betrachtete, erkannte man schnell, dass die beiden sehr viele Jahre hinter sich hatten.

Fred wollte den Mann nicht stören und ausserdem war er sich nicht mal sicher, ob dieser Mann wirklich Karl war. Also machte er auf dem Absatz kehrt und wollte schon den Gang zurückgehen als er ihm zurief: ,,Fred! Da bist du ja endlich!“ Zu seiner Überraschung klang Karls Stimme überhaupt nicht wütend oder enttäuscht. Im Gegenteil, eine Spur von Freude lag in seiner Stimme. Fred drehte sich erneut um und musterte seinen alten Bruder. Sein schwarzer Anzug passte perfekt zu seiner Art und seinen Augen.

In Freds Innern schlummerte die Wissbegierde. Was hatte sein Bruder nun zu sagen? ,,Ich vermute, ich weiss was dich hierhin führt…“,,Karl glaub mir, es tut mir so Leid! Ich weiss, dass ich nie so mit dir hätte umgehen dürfen! Wie ich dich behandelt habe, wie der letzte Dreck. Es tut mir so Leid, bitte vergib mir!“, sagte Fred flehend. Er wäre sogar vor seinem Bruder auf die Knie gegangen, so wichtig war es ihm, das er ihm verzieh. Seine zwei Hände auf Freds Schultern legend, antwortete Karl auf Freds Gejammer: ,,Ach, hör schon auf! Es ist alles in Ordnung. Schwierige Zeiten sind nun mal hart, da kann so was schon passieren. Mach dir nichts draus!“

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