Der Fluch der Seher - Kapitel 1

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Athene
Veröffentlicht: 01.06.2015 09:25
Aktualisiert: 02.06.2015 09:09
Kategorie: Fantasy
Tags: Seher, Vision, Traum
Memories
Halloween 2020
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Text

Ich träumte – dass ich wach war. Oder war ich wach und träumte? Oder träumte ich, dass ich wach war und träumte? Das war zu viel frühmorgendliche Anstrengung für mein Gehirn. Ich wurde ganz wirr davon. Ich starrte an die hölzerne Decke über meinem Bett. Was war es denn jetzt? Und wie findet man so etwas überhaupt heraus? Ich ging in meinem Kopf alle Erlebnisse durch, die mir womöglich hilfreich sein könnten. Also... Damals mit drei Jahren hatte sich meine Hand im Fischernetz verfangen. Ich wurde unter Wasser gezogen und konnte einige Minuten nicht mehr auftauchen. Da hatte ich ein ganz ähnliches Erlebnis gehabt. Ich war so in einer Parallelwelt versunken, dass ich erst im Nachhinein gemerkt hatte, wie tief mir das Seil in die Hand geschnitten hatte. Gedankenverloren strich ich mit meinem Daumen über die glatte Narbe auf meiner rechten Handfläche. Zum Glück war alles gut ausgegangen. Aber zurück zum Traumzustand. Angesichts der Tatsache, dass ich damals in Lebensgefahr befunden hatte –was ich hier sicherlich nicht tat- hielt ich das für ziemlich unwahrscheinlich. Ich glaube wirklich, dass ich mich sonst noch nie in so einem Zustand befunden hatte. Es war wirklich merkwürdig. Aber ich wusste jetzt, wie ich rausfinden konnte ob ich wach war- oder wie ich mich aufwecken konnte. Ich musste mich einfach kneifen. Wie wenn man aus einem bösen Albtraum aufwachen will. Langsam, um meine Schwester neben mir nicht aufzuwecken, kniff ich in in meinen rechten Oberarm. Autsch! Nein, ich war wach. Zum Glück! Dieser Wach-Traum hatte mich mehr beunruhigt als ich jemals zugeben würde. Ziemlich lautstark stiess ich die Luft aus. Zu laut.

„Scheisse!“ fluchte ich flüsternd. Meine Schwester grunzte schlaftrunken und schaute missbilligend zu mir hoch.
„Alles in Ordnung Amy, schlaf weiter.“ wisperte ich beruhigend. Hoffentlich erzählte sie das Morgen nicht Mom, denn die würde mir ganz sicher den Mund mit Seife auswaschen. Ich liebte meine süsse kleine Schwester, aber sie konnte eine echte Petze sein. Die Bettfedern quietschten während Amy sich von mir wegdrehte. Ich musste einfach grinsen. Ein Federbett! Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass uns die Regierung Federbetten geschenkt hatte! Als Belohnung für Dads, ich zitiere “langjährige und hochehrenvolle Tätigkeit als Fischer und Belieferer der Regierung“. Man sollte meinen, das Dad für eine so „langjährige und hochehrenvolle Tätigkeit“ wenigstens gut bezahlt würde. Wurde er aber nicht. Unsere ganze Familie arbeitete hart, aber  das Geld reichte kaum zum überleben. Deshalb waren diese Federbetten der reinste Luxus. Sie fühlten sich im Gegensatz zu unseren ehemaligen

Strohmatten einfach himmlisch an. Ich war ja trotzdem der Meinung, dass die Regierung einfach neue Matratzen wollte, und was eignete sich besser als Ausrede als die Alten zu wohltätigen Zwecken zu spenden? Dad bestritt das vehement. Er glaubte fest an die Regierung und wollte unter keinen Umständen Arbeit von jemand anderem annehmen, obwohl er genau so gut wie ich weiss, dass er gut und gerne doppelt so viel Geld verdienen würde, wenn er seinen Fisch einfach auf dem Markt in der Stadt verkaufen würde. Wieso tat er es dann nicht? Langsam wurde ich müde. Ich starrte an die Decke, um endlichwieder einschlafen zu können.

Was war DAS? Meine Zimmerdecke wurde grün! Na toll. Jetzt begann ich auch noch zu halluzinieren, denn diesmal schlief ich ganz sicher nicht. Es sah Moos verdammt ähnlich, aber konnte mir mal bitte jemand erklären, warum dieses hier etwa tausend mal schneller wuchs als normal? Ich drückte mich tiefer in die Matratze. Es war verdammt gruselig, aber aus irgendeinem Grund weckte ich meine Schwester nicht auf. Jetzt hörte das Moos auf zu wachsen. Es bildete ein Quadrat, irgendwie wie ein Fenster. Aber noch nicht genug wirklich gruselige Sachen für einen Tag, nicht wahr? Jetzt begann dieses Verdammte Fenster auch noch, sich in eine Landschaft zu verwandeln. Ein Hügel! Und Bäume. Das musste wohl auf einer Lichtung sein. Im hintergrund waren keine Strassen, nichts als Wald. Das war wirklich ziemlich abgelegen. Ich war in Regentum noch nie an einem Ort gewesen, wo keine Strassen waren. Leider muss ich hier auch zugeben, dass ich noch nie weiter als bis in die Stadt gegangen war. Wir konnten es uns einfach nicht leisten. (Das Land ist übrigens nach der Regierung benannt. Das Wort kommt aus irgend einer alten Landessprache) Beinahe hätte ich aufgequietscht. Ich stopfte mir meine Faust in den Mund, um jeden Laut zurückzudrängen. Da waren Menschen! Wieso in Gottes Namen sollten sie im Wald hausen? Gleich daneben standen sechs kleine, weisse Häuser aus Stoff! Wer kam auf die Idee Häuser aus Stoff zu bauen? Bis jetzt standen alle Personen mit dem Rücken zu mir. Sie hörten jemandem zu. Einem Mädchen von etwa 15 Jahren. Ich zählte alle durch. Insofern keiner fehlte, lebten dort im Wald elf Menschen. Keiner älter als 25, schätzte ich. Sie sprachen etwas, aber es war wie wenn man sich in einem lauten Sturm die Ohren mit Wachs versiegelt: absolut still. Das Mädchen gab einem Jungen im selben Alter einen Befehl, so viel verstand ich an ihrer Körpersprache. Der Junge rannte in eines der Stoffhäuser ging kurz rein und brachte eine Schiefertafel und ein kleines Stück Kreide zurück. Ich wurde Neugierig. Es war einfach viel zu spannend um sich zu gruseln. Das Mädchen schrieb etwas. Und alle drehten sich um. Wieso drehten sich die um? Ich nehme es zurück! Es war das gruseligste was ich je erlebt hatte. Sie hielt die Tafel hoch und blickte mir direkt in die Augen. Nur sechs Worte standen in grosser Schrift darauf.

WILLKOMMEN THALIA MORGAN
SAG'S NIEMANDEM
 

Ich begann zu schreien. Woher wussten die meinen Namen? Dann wurde alles schwarz.

Kommentare

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Am 01.06.2015, Athene
Haha! du hast recht. Wäre vielleicht eine ganz gute Idee...
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Am 01.06.2015, pfifoltra
Hi,
ich finde es sehr interessant und originell. Da es für die Schule ist, solltest du vielleicht das Wort verdammt nicht so oft benutzen. :)
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Am 01.06.2015, Athene
Hey zusammen
Ich schreibe diesen Roman für die Schule, also könntet ihr mir vielleicht ein Paar Rückmeldungen schicken? Das wäre echt super :) In den nächsten Tagen dürften noch einige Kapitel hinzukommen...
Danke schon mal im Voraus!