Gefährliche Schwesternliebe (2. Kapitel)

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~Fallen Angel~
Veröffentlicht: 06.04.2015 19:16
Aktualisiert: 06.04.2015 19:16
Kategorie: Krimi
Tags: Zwillinge, Mord, Verrat
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2. Kapitel

„War es hier?“, wisperte ich und sah mich ängstlich um. Ich fühlte mich nicht sicher und mir war das Ganze auch ziemlich unheimlich. Mein Blick wanderte zu der nebelhaften Gestalt neben mir. Diese nickte und ich schluckte. Ich zitterte am ganzen Körper als ich daran dachte, wie jemand meine Schwester durch diese Gasse jagte. „Versteck dich, Nele!“, schrie Cecilia plötzlich. Erschrocken fuhr ich herum und duckte mich hinter einer Mülltonne. „Was ist los?“, hauchte ich und reckte den Kopf. „D- Das ist er!“ Die braunen Augen meiner Schwester waren weit geöffnet und ihr stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Ich stützte mich am Boden ab und lugte vorsichtig aus meinem Versteck hervor. Ein stark gebauter Mann mit blonden Stoppelhaaren und hoher Statur sah sich misstrauisch um. Langsam ging er näher an mein Versteck heran und wischte mit Handschuhen über die Mülltonnen. Ich drückte mich gegen die Wand und hielt den Atem an. Ich warf Cecilia einen ängstlichen Blick zu. „Scheiße“, murmelte der Mann und trat gegen die Container. Scheppernd fiel eine um. Erschrocken schrie ich kurz auf, hielt mir aber sogleich die Hand vor den Mund. Mein Blut gefrierte in den Adern und nun zitterte ich stärker. Zögernd sah ich zu dem Mann. Hatte er etwas bemerkt? Er stand unschlüssig da. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts, trotzdem juckten mir die Füße. Ich wollte aufstehen und davon laufen, doch irgendetwas hielt mich zurück. „Bleib ruhig!“, flüsterte Cecilia und tauchte neben mir auf. „Du hast nicht sonderlich laut geschrien, ich glaub er hat dich nicht gehört“ Beruhigt atmete ich aus und beobachtete ihn weiter. Er holte einen Lappen aus einer Plastiktüte und wischte damit über eine der Mülltonnen. „Was macht er da?“ Verwirrt sah ich Cecilia an. Plötzlich wirkte das zierliche Mädchen gar nicht mehr so traurig und verängstigt. „Mach was!“, zischte sie mich an und sprang auf. „Er zerstört die Beweise! Am der Tonne ist Blut dran! Mein Blut!“ Ich renkte mir fast den Hals aus, als ich versuchte, einen Blick auf die Tat des Mörders zu erhaschen. Dann zückte ich mein Handy und schoss ein paar Bilder von ihm. Auf einmal wirbelte der ungefähr 18- jährige herum und starrte mich an. Ich rappelte mich auf und ging vorsichtig rückwärts. Sein Blick war starr und ein Funken Wahnsinn erklomm darin. „Du hast meine Schwester getötet!“, erhob ich die Stimme. Ich war selbst überrascht wie stark sie war. „Du hast sie in den Wahnsinn getrieben!“, schrie ich nun und blieb stehen. Der Mann kam nun auf mich zu. Er fasste in seine Jackentasche und ein Messer erschien. Er richtete es drohend auf mich. Sein Tempo beschleunigte sich und er rannte nun fast. Ich kreischte laut, drehte mich um und lief los. Keuchend hetzte ich durch die Gasse. „Geh weg! Lass mich!“, weinte ich. Ich stolperte und fiel. Flink drehte ich mich um und sah ihn an. Ein verrücktes Grinsen war in seinem Gesicht entstanden und er lachte gehässig, während er immer näher kam. Ich schrie auf und versucht aufzustehen. Doch meine Angst ließ das nicht zu und wie gelähmt blieb ich liegen. Gerade als er mir die Waffe in die Brust rammen wollte, vernahm ich Moms Stimme. „Ganz ruhig, Nele! Alles ist gut. Du bist in Sicherheit!“

Ich schlug meine Augen auf und fand mich in meinem Zimmer wieder. Nach Luft schnappend schlug ich die Bettdecke zurück und setzte mich auf. Schweißperlen standen mir auf der Stirn und ich atmete schnell. Mein Puls raste und getrocknete Tränen klebten an meiner Wange. Meine Mutter saß an meinem Bett und hielt mir ein Glas Wasser hin. Dankbar nahm ich an und schüttete mir das kalte Nass in die Lunge. Es tat gut. „Du hast im Schlaf geschrien und geweint“, murmelte meine Mutter leise und sah mich mitfühlend an. „Was hast du den geträumt?“ Ich winkte ab und ließ mich wieder ins Bett zurück fallen. „Ich kann mich nichtmehr daran erinnern. Ich weiß nur, dass es schrecklich war!“ Meine Mom streichte mir durch die verschwitzten Haare und seufzte leise. „Meinst du nicht wir sollten für dich einen Psychiater holen? Du könntest dann alles viel besser verarbeiten...“ Hoffnungsvoll sah sie mich an. „Nein!“, schrie ich los und setzte mich sofort wieder auf. Ich schlug mit meinen Händen auf die Matratze. „Nein!“, sagte ich nun ruhiger. „Ich will den Schmerz allein verarbeiten. Ich schaff das schon!“ Ich zwang mir ein Lächeln auf und meinte dann: „Ich will jetzt weiterschlafen. Danke fürs Wasser“ Dann zog ich mir die Decke bis zu den Ohren hinauf, schloss die Augen und betete dafür, den Rest der Nacht traumlos durchzustehen.

Am nächsten Morgen weckte mich das Sonnenlicht, das durch die Gardinen in mein Zimmer drang und den Raum erhellte. Ich setzte mich auf und streckte mich ausgiebig. Auch ein herzhaftes Gähnen konnte ich mir nicht verkneifen. Auf nackten Füßen schlich ich in den Flur und linste bei der Schlafzimmertür meiner Mutter hinein. Sie schlief noch! „Wir treffen uns im Garten!“, flüsterte ich und eilte leise die Treppen hinunter. Ich stemmte die Tür im Wohnzimmer auf, die in den Garten führte. Als ich endlich draußen war atmete ich erstmal durch. „Cecilia?“ Ich sah mich um und suchte angestrengt nach der geisterhaften Gestalt meiner Schwester. Ich konnte sie nirgends entdecken. Seufzend ließ ich mich auf den Gartenstuhl fallen und wartete ungeduldig. Meine Fingerknöchel klopften dabei nervös auf der Lehne des Stuhls herum. „Ich bin da“, säuselte eine Stimme. Freudig drehte ich mich um und blickte in Cecilias fragendes Gesicht. „Was gibt’s?“ Ich sah mich um. Ich musste mir sicher sein das uns niemand belauschte. „Ich hab etwas sehr komisches geträumt…“, fing ich an und erzählte dem Geist meiner Schwester alle Details von meinem Traum genau. „Das gibt’s nicht!“, hauchte diese fassungslos und starrte mich an. „Nele! Du hast genau das geträumt was ich erlebt habe!“ Ich sah sie verständnislos an. „Du hast jemanden beobachtet wie der Blut von einer Mülltonne gewischt hat?“, fragte ich wenig überzeugend. „Nein, das nicht“ Cecilia konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Ich stimmte wiederwillig mit ein. Die Lache meiner Schwester war einfach zu ansteckend, auch wenn mir gar nicht zum Lachen zu Mute war. „Das mit dem Messer, der Verfolgung und dieser Mann! Die Beschreibung passt perfekt!“ Glücklich strahlte mich Cecilia an. Als sie bemerkte das ich ihr immer noch nicht richtig folgen konnte stupste sie mich an. „Mensch, Nele! Wenn du weiterhin alles träumst was ich erlebt habe, dann kannst du den Täter fassen!“ Langsam begriff ich, doch ich hatte immer noch Sorgen. Die Polizei wird mir nicht glauben, wenn ich ihnen erzähle, dass ich im Traum gesehen habe, dass dieser Mann meine Schwester verfolgt hat. Cecilia schien meine Gedanken zu erfassen und auch sie wirkte schlagartig wieder traurig. „Naja, wird schon. Darum kümmern wir uns wenn die Zeit reif ist“, murmelte ich und versuchte Zuversicht in meine Stimme miteinzubauen. Es gelang mir sogar halbwegs, aber Cecilia konnte ich damit nicht überzeugen. Mutlos war sie in sich zusammen gesunken und sah sehnsüchtig zum Himmel hinauf. Ich folgte ihrem Blick. „Warum bist du lieber dort oben als bei mir?“ Ich sah sie mit forschendem Blick an. Der Gedanke, sie nie wieder zu sehen schmerzte mich zutiefst. „Ich bin gern bei dir und das weißt du“, erhob Cecilia ihre Stimme, ohne ihren Blick abzuwenden. „Aber ich brauche den Himmel um glücklich zu werden. Ich sehne mich jede Nacht danach, während du in deinem Bett liegst und schläfst. Ich kann hier auf Erden keine Ruhe finden. Es geht nur dort oben“ Nun sah sie mich doch endlich an. In ihren Augen lag Weisheit und Zuversicht. Sie kam mir gar nicht mehr wie meine 16-jährige Schwester. Sie wirkte viel gebildeter und älter. Ich brachte kein Wort heraus und gab mich deswegen einem knappen Nicken geschlagen. „Aber kannst du mich dann trotzdem noch besuchen?“ Meine Stimme zitterte während ich ihr die Frage stellte. „Nur im Traum!“, wisperte Cecilia und ihre Gestalt schwand langsam. Nein! Warum ging sie jetzt? Ich sprang auf und griff nach ihr, aber ich fasste nur ins Leere. Meine Augen füllten sich mit einem feuchten Glanz und ich hatte Mühe, die Tränen zurück zu halten. „Nele? Was machst du ihr draußen?“ Erschrocken wirbelte ich herum. Meine Mutter stand im Türrahmen und hielt sich fröstelnd selbst umschlungen. Erst jetzt fiel mir der kalte Herbstwind auf, der sanft durch die Blätter rauschte und den Winter ankündigte. „Ich habe nur nachgedacht“, murmelte ich abweisend und schlüpfte an ihr vorbei ins Haus zurück.

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