Dissoziation

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Sarah
Veröffentlicht: 06.12.2014 13:17
Aktualisiert: 06.12.2014 13:17
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Kurzbeschrieb:
In diesen Bericht geht es um die Erkrankung Dissoziation. Selbstgeschriebener Artikel

Text

Es ist als ob man hinter einer Glaswand sitzt und eingesperrt ist. Innerlich bist du weggesperrt. Du kannst alles sehen, alle Menschen beobachten. Du machst Sachen, hast viele verschiedene Gefühle, die du kaum zuordnen kannst. Manchmal fühlt man gar nichts, und es herrscht Chaos im System. Den ganzen Tag mag jemand etwas von dir. Die kleinenwollen spielen, die großen Zicken rum. Man hat den Körper kaum unter Kontrolle. Es ist als würde man sich um echte Kinder/Teenager kümmern. Man muss mit den kleinen Seelen in sich vorsichtig umgehen. Viele sind so verletzlich und sensibel und weinen schnell. 

Es ist als ob man irgendwo unterirdisch gefangen ist, und jemand steht auf dem Deckel, damit man nicht raus kann. Man kapselt sich innerlich ab, und eine andere Person übernimmt die Führung. Aber manchmal bekommt man auch alles mit. Man wird orientierungslos und verwirrt, und man ist nicht mehr der Mensch, der man ist. Es werden oft Sachen hinterlassen, wie zum Beispiel Zeichnungen oder Briefe. Manchmal muss man sogar seine Sachen suchen, weil man nicht weiß, wo sie liegen. Ganz schön anstrengend. 

Man versucht alles, sobald man spürt, dass man jetzt eine andere Person wird, zum Beispiel Zwicken oder andere Körperstellen klopfen… es gibt einiges. Es fühlt sich an, als würde man sich selbst zugucken. Man hat andere Hobbys, andere Bedürfnisse. Sogar Freunde und Bekannte werden zu fremden Menschen. Es passiert oft, dass einem sogar die Umgebung fremd ist und die Verwandten und überhaupt alles.

Irgendwie kommt die Welt von Alice im Wunderland meiner Welt näher als die echte. Jaja, man verhält sich auch anders. Das kann oft zu Streit und Verwirrung der anderen Menschen führen. 

Ihr schaut in den Spiegel oder guckt euch Fotos von Euch an und seid total geschockt oder verzweifelt, weil ihr dieses Gesicht einfach nicht zuordnen könnt. Man erkennt das Gesicht einfach nicht, als hätte man diese Person zum ersten Mal gesehen. Dann kommt dazu, dass ihr alles als unreal empfindet… ja, ist dieser Baum denn echt? Kann es nicht erkennen und nicht unterscheiden. Sind denn die Menschen um mich real? Nein, denke nicht oder doch? Ich greife nach ihnen "Ja, sind doch real… Puh". 

Aber auch Nebel umgibt mich und isoliert mich von der Außenwelt, welche ich nur noch verschwommen durch zwanzig Schleier zu erkennen versuche. Höre die Stimmen wie durch Wasser, Wellen schlagen sich auf dem Boden und versuchen seicht, meine inneren Schreie zu beruhigen. Alles ist irreal, ich weiß nicht, wo ich bin und was gerade in mir passiert. Es ist, als würde jeder Schmerz, jedes Gefühl, jeder Gedanke an mir vorbeigehen, als wäre er nicht für mich bestimmt. Ich bin irgendwie da, aber mein Gehirn hat einfach auf Autopilot geschaltet. Meine optische Wahrnehmung verrät mir, ob ich da bin oder nicht, ob ich Gefühle greifen kann oder ob alles an mir vorbeigeht. 

Meistens höre ich nur irgendwelche Stimmen in meinem Kopf, die verzweifelte Rufe von sich geben. Sie kämpfen mit sich, miteinander oder gegen mich, aber spüren kann ich sie nicht, weder diese, noch meine Umwelt. Das Leben zieht an mir vorbei und ich bin ein stiller Beobachter des Geschehens, bekomme mit, wie mein Körper spricht, wie er atmet, wie er sich bewegt und Aufgaben erledigt. Wie eine leere Hülle, die irgendwie ihr Leben zu meistern versucht. Denn der Nebel schützt mich, er rettet mich vorm Weltschmerz.

Kommentare

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Am 30.08.2015, Lunacat
Sehr eindrücklich! Ich wünsche dir alles gute!