Hier sitze ich und starre entsetzt auf das Abbild meines Schicksals, das der Fernseher mir zeigt. Mit weit aufgerissenen Augen verfolge ich das Geschehen, als hätte ich es nie gesehen. Ich habe es auch nie gesehen. Nicht meine Geschichte zeigt der Film. Und doch ist es meine. Vor die Fernsehbilder schieben sich die Erinnerungen. Die Erinnerungen lassen das Bild vor meinen Augen verschwimmen. Das längst Vergangene verschleiert das Jetzt. Bin nicht ich dieses Mädchen? Starren da nicht meine eigenen Kinderaugen vor Angst und Grauen gefesselt auf einen Punkt an dem gerade das Unfassbare geschieht? Sind es nicht meine Tränen, die über das Kindergesicht rollen und blasse Pfützen auf dem blutverschmierten Boden hinterlassen? Ist es nicht mein eigener Körper, der so zittert, dass das weisse Nachthemd um den mageren Körper schlottert? Bin nicht ich es, die da steht? Ich bin es und doch bin ich es nicht. Aber die Erinnerungen haben mich eingeholt. Und ich sitze vor dem Fernseher und starre auf den Bildschirm, der mir zeigt, was ich schon einmal gesehen habe.
[Den Text habe ich gerade auf dem Computer gefunden, ich habe ihn 2007 verfasst.]
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