Für Immer

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Nica
Veröffentlicht: 23.04.2014 16:56
Aktualisiert: 23.04.2014 16:56
Kategorie: Liebe
Tags: Liebe, Trennung, Krebs, Tod
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Text

Ich sitze gerne hier oben, alleine auf diesem moosbewachsenen, verwitterten Stein, auch wenn nichts mich unglücklicher macht. Wieso ich dann trotzdem immer wieder hierherkomme? Eine gute Frage, doch die Antwort ist nicht gut und auch nicht lustig. Wo dieser Stein liegt, werde ich nicht verraten, ich möchte nicht, dass andere Leute unseren Geheimplatz entdecken. Denn das war es einst, meiner und Luca’s Platz. Unser erster Kuss war hier, und noch viele weitere folgten. Doch jetzt bin ich alleine, nie wieder wird Luca mich hier küssen.

Die Geschichte begann vor genau vier Jahren. Ich war dreizehn, Luca ebenfalls. Er war neu hinzugezogen und unglaublich süss. Kein Wunder, sein Vater war Italiener und Luca hatte sein gutes Aussehen von ihm geerbt. Ich war mit meinen langweiligen braunen, glatten Haaren das Mauerblümchen. Deshalb war ich überrascht, als Luca die Annäherungen sämtlicher Mädchen des ganzen Schulhauses ignorierte und sich mit mir anfreunden wollte. Ich war glücklich, denn ich hatte nicht viele Freunde. Ausserdem war auch mir sein gutes Aussehen nicht entgangen. Nach nur einem halben Jahr waren wir zusammen, das Traumpaar der ganzen Schule. In dieser Zeit habe ich begonnen, mich besser anzuziehen und mich zu schminken.
Eines Tages, als wir auf einem Spaziergang waren – er war ebenso gerne draussen wie ich – entdeckten wir auf der Spitze eines Hügels, fernab von allen Häusern oder anderen Spuren menschlicher Zivilisation, einen grossen, moosigen Stein. Darin waren zwei Kuhlen – wie gemacht für ein Liebespaar wie Luca und mich. Wir sind noch einige Male zu dem Stein gegangen, und mit der Zeit wurde es der Stein von Luca und mir.
So ging es beinahe zwei Jahre. Eines Morgens in der Schule kam er zu mir und sagte, sie würden wieder umziehen, und zwar noch dieses Wochenende. Aber er wolle sowieso nichts mehr von mir wissen.
Ich fragte ihn, was ich denn falsch gemacht hatte.
„Du nervst!“, war seine Antwort. Dieser Freitagmorgen war das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe. Doch etwas Entscheidendes hatte er mir nicht mitgeteilt.
Vor einem Jahr bekam ich einen Brief von seinen Eltern. Er habe mich immer geliebt, doch nicht gewollt, dass ich sah, wie er den Kampf gegen den Krebs verlor. Er sei mit meinem Namen auf den Lippen gestorben. Ob ich an seine Beerdigung kommen würde.
Ich bin hingegangen, doch erst jetzt verstehe ich, wie gross seine Liebe war. Er hatte grosses Leiden allein ertragen, damit ich über ihn hinweg kommen konnte. Doch sein Plan hatte nicht funktioniert. Noch immer denke ich oft an ihn, zu oft. Ich lebe weiter, und versuche, Freude am Leben zu haben, auch wenn das schwer ist. Denn das ist es, was Luca gewollt hätte.

Nur wenn ich mal wieder auf unserem Stein sitze, erlaube ich es mir, traurig zu sein.

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