Alera Kapitel 3

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rockygirl2000
Veröffentlicht: 17.11.2013 01:32
Aktualisiert: 25.12.2013 19:19
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Kurzbeschrieb:
In diesem Kapitel wird das Rätsel um Alera ein wenig klarer... ;D

Text

Kapitel 3

In der Hütte war es warm. Ein kleiner Holztisch stand in der Mitte des Raums. Darum herum waren zwei Stühle gestellt worden. Eine Tür führte in ein angrenzendes Nebenzimmer, das wahrscheinlich das Schlafzimmer war. Ein steinerner Herd stand an der Wand, links vom Eingang. Darauf köchelte ein kleiner Topf mit Suppe darin.

Die Wände waren vollkommen kahl, mit leichten Rissen. Der Boden war uneben. Alera fühlte sich auf anhieb wohl. Es war ganz anders als in der Holzhütte, in der sie aufgewachsen war, doch der Raum strahlte eine Freundlichkeit aus, derer sie sich nicht entziehen konnte. Zögernd trat sie einen Schritt hinein. Die alte Frau schloss die Tür hinter ihr. Die Kerzen, die auf dem Tisch standen, spendeten einen sanften Lichtschein. „Setz dich, Kind.“, krächzte die Alte. Alera ging zu einem Stuhl hin und liess sich darauf nieder.

Die Frau schritt währenddessen zum Steinherd und füllte zwei Schüsseln voll mit der dampfenden Suppe. Der Geruch stieg Alera in die Nasen und prompt knurrte ihr Magen. „Hier.“ Sie reichte dem Mädchen eine Schale und einen Löffel. Dann setzte sie sich ebenfalls auf einen Stuhl und begann, die Suppe auszulöffeln. Die Stille im Raum wurde nur gelegentlich unterbrochen durch das Klappern einer der beiden Löffel. Als beide Schalen leer waren, breitete sich die Stille wie ein Schleier über den beiden Frauen aus. Schliesslich hielt Alera es nicht mehr aus. Sie griff nach ihrer Kette und öffnete den Knoten. Dann streckte sie den Anhänger der alten Frau entgegen.

Diese strich sanft darüber und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Dann sagte sie: „Behalt ihn. Ich will ihn nicht.“ Das Mädchen war überrascht. „Aber warum denn nicht?“, fragte sie perplex. Das alte Weib antwortete nicht sondern fragte: „Wie heisst du, Mädchen?“ „Alera“, murmelte sie. Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf dem zerfurchten Gesicht der Frau aus. „Wie geht es Charlet?“, fragte sie urplötzlich. Alera erschrak. Wieso kannte sie ihre Mutter? Als hätte sie die Gedanken des Mädchens gelesen, sagte sie: „Deine Mutter und ich waren sehr gut befreundet. Ich war dein Kindermädchen. Also, wo ist sie? Warum ist sie nicht bei dir?“

Alera biss sich auf ihre Lippe und senkte den Blick. Die Frau verstand. Bekümmerung war in ihrem Gesicht zu lesen. „Nein.“, flüsterte sie. Das Mädchen war den Tränen nahe. Erst jetzt wurde ihr richtig klar, was geschehen war. Ihre Mutter war tot. Alera würde Charlet nie wieder sehen, würde nie mehr ihr ausgelassenes Lachen hören. Charlet würde sie nie mehr umarmen und ihr so Geborgenheit schenken. Plötzlich spürte sie, wie jemand sie in den Arm nahm. Im ersten Moment dachte sie törichterweise, es sei ihre Mutter. Aber dann wurde ihr klar, dass es ihr altes Kindermädchen war, die sie hier so sanft in die Arme nahm. Da konnte Alera die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Sie strömten ihr über die Wangen und benetzten den Tisch. Sie wurde von Schluchzern geschüttelt. Die Frau hielt sie einfach fest und liess sie weinen. Sie sagten lange keinen Ton, bis sich Alera wieder einigermassen gefasst hatte. Da liess sie die Frau los und setzt sich wieder. Die Augen der Alten waren voller Mitleid. „Mein Name ist Aisha.“, sagte sie leise. „Willst du mir erzählen, was geschehen ist?“ Alera nickte.

Sie holte tief Luft. Dann begann das Mädchen, zu erzählen: „Ich war auf der Jagt. Charlet wollte mich noch davon abhalten, aber ich hatte wie immer nicht auf sie gehört. Als ich zurückkehrte, lag sie tot in der Hütte. Sie wurde mit einem Schwert getötet. Charlet war schon länger tot. Ich konnte sie nicht begraben denn die Zeit drängte. Ich hatte mir zusammengereimt, dass man es eigentlich auf mich abgesehen hatte. Also flüchtete ich auf Mystic. Wir schliefen eine Nacht im Wald und heute Morgen da…“

Alera unterbrach sich. Wie viel sollte sie ihr erzählen? Würde Aisha sie für verrückt halten? Andererseits hatte sie sich freundlich und verständnisvoll ihr gegenüber verhalten. Also fuhr das Mädchen fort: „ Ganz in der Nähe von mir kämpften zwei Männer miteinander. Es sah ganz normal aus aber dann verwandelten sie sich plötzlich in Tiere. Ein anderes Tier trat zwischen sie. Es verwandelte sich wieder in einen Menschen und sagte, sie würden „das Mädchen“ noch verscheuchen. Ich wusste, das sie mich meinten und machte, das ich weg kam.“ Die Worte des Mädchens schienen die alte Frau aber keines Wegs zu überraschen.

Doch als Aisha Aleras zweifelnde Mine sah, blitzte die Erkenntnis in ihren alten Augen auf. „Sie hat es dir also nie gesagt…“, murmelte sie leise. Alera verstand nicht. „Was hat sie mir verschwiegen?“, fragte sie. Aisha antwortete nicht sondern fragte: „Hat Charlet dir je erzählt, warum ihr in den Wald flüchten musstet? Alera schüttelte den Kopf. Aisha seufzte. Dann begann sie mit ihrer Erzählung.

„ Zu Erst einmal solltest du wissen, dass es ganz normal ist, dass sich Menschen in Tiere verwandeln. Es wundert mich, dass du es noch nicht getan hast. Die Tiergestalt eines Menschen entscheidet sich mit dem Monat, in dem er geboren wurde. Die im März, April oder Mai, sprich im Frühling, geboren wurden, verwandeln sich in Adler. Diese Tiere stehen für Klugheit und Scharfsinn. Manche verfügen über das dritte Auge oder nehmen andere Spirituelle Dinge wahr.“ „Du auch?“, fragte das Mädchen mit grossen Augen.

„Nein, meine Tiergestalt ist ein Schwan. Dieser steht für Anmut und Grosszügigkeit. Menschen, die im Zeichen des Schwans geboren wurden, sind sanftmütig und ausgeglichen. Sie stellen die Balance zwischen den verschiedenen Tiergestalten dar. Ich bin eine Wintergeborene. Menschen, dessen Tiergestalt eine Schlange ist, wurden im Herbst geboren. Solche Menschen sind sehr geheimnisvoll und ernst. Sie sehen alles sehr engstirnig und sind verschlossen. Manche bezeichnen sie sogar als kaltblütig, doch das trifft nicht immer zu.

Und dann gibt es da noch die Sommergeborenen. Ihre Tiergestalt ist ein Wolf, der für Dominanz und Selbstbewusstsein steht. Solche Menschen sind sehr willensstark und haben eine ausgeprägte innere Stärke.“ Aisha endete mit ihrer Erklärung. Alera war verwirrter als je zuvor. „Das müsste doch heissen, das ich ein Schlangenmensch bin, oder?“, fragte sie. Ihr Kindermädchen seufzte. „Und damit kommen wir auf deine Flucht zu sprechen. Vor vielen Jahren, als du noch nicht auf der Welt warst und deine Mutter noch ein Kind war, sprach Marianne, die Hofhellseherin des Königs, eine Prophezeiung aus, die wie folgt lautete:

„Wenn sich der Herbst einläutet, im alles entscheidenden Monat, wird ein Kind geboren werden, das über die Macht verfügen wird, uns alle zu retten, oder aber unser Untergang sein wird.“

Daraufhin kam ein Geheimnis der königlichen Familie ans Licht. Es war in den letzten Jahren oft vorgekommen, dass ein Prinz im September geboren wurde. Dieser verfügte über die Macht, sich in alle Tiergestalten verwandeln zu können. Er verstand also alle verschiedenen Sichten der Menschen. Doch als diese Prophezeiung ausgesprochen wurde, fürchtete der König, dass jemand aus dem Volk stärker als er sein könnte.

Also liess er alle Kinder, die in diesem Monat geboren wurden, töten. Er hatte seine Späher überall. Viele unschuldige Kinder wurden ermordet und deren Mütter für ihr Vergehen gehängt. Jahrelang ging es so weiter. Das Blutvergiessen fand kein Ende. Jeder, der auch nur verdächtigt wurde, ein Gestaltenwandler zu sein, wurde getötet. Eines Tages bekam der König Wind von einem Mädchen, das sich zuerst in eine Schlange und dann in einen Wolf verwandelt hätte. Sie hätte rabenschwarzes Haar gehabt und hatte ärmliche Kleider getragen.

Der König liess überall nach so einem Mädchen suchen. Deine Mutter passte auf die Beschreibung. Also nahmen sie sie mit. Ich weiss noch genau, wie ich an diesem Tag die Unvorsichtigkeit deiner Mutter verflucht habe. Charlet war tatsächlich dieses Mädchen gewesen, doch sie hielt allem stand. Sie wurde gefoltert und man versuchte sie mit allen Mitteln dazu zu bringen, sich in etwas anderes als eine Schlange zu verwandeln. Doch deine Mutter beherrschte sich und schliesslich wurde sie wieder freigelassen. Lange Zeit lebten wir alle sehr zurückgezogen. Sie wollte auf keinen Fall die Aufmerksamkeit des Königs auf sich ziehen.

Doch dann, einige Jahre später, bemerkte Charlet mit Schrecken, dass sie schwanger war. Sie vertraute mir an, dass dein Vater ein Gestaltenwandler war. Wir waren beide völlig überrumpelt. Das war unmöglich. Gestaltwandler konnten sich nicht gegenseitig paaren. Es war nicht möglich. Aber da war Charlet, schwanger, mit dir. Wir versuchten es zu vertuschen doch der König bekam es mit. Von einem Freund, der am Hof arbeitete, wurden wir schliesslich gewarnt. Also flüchtet ihr in den Wald. Ich gab deiner Mutter diesen Anhänger mit. Wenn sie einmal Hilfe brauchen sollte, dann würde ich sie damit erkennen.

Anfangs hoffte ich noch, dass sie eines Tages vor meiner Tür stehen würde. Doch dieser Tag kam nie. Und so gab ich die Hoffnung auf… Bis zum heutigen Tag.“ Aisha endete mit ihrer Erzählung. Alera war vollkommen durcheinander. Sie musste über so vieles nachdenken. Obwohl sie vieles erfahren hatte, fühlte sie sich mehr verunsichert als jemals zuvor. Wer war sie überhaupt? Und wer war ihr Vater gewesen?

„Du musst vollkommen durcheinander sein, Kind.“, sagte Aisha sanft. Sie erhob sich und zog das Mädchen an der Hand hoch. Dann brachte sie Alera in das Nebenzimmer zu einem einfach Strohbett. Müde liess das Mädchen sich darauf fallen. Aisha verliess das Zimmer und kam kurz darauf mit einer Wolldecke zurück. Sie deckte Alera liebevoll zu. „Schlaf, meine Kleine.“, murmelte sie leise.

Alera schloss die Augen. So viel war an diesem Tag geschehen. Ihre Flucht und dann all die Informationen, die sie gerade erfahren hatte. Es war also normal, das sich alle um sie herum in Tiere verwandeln konnten? Und weshalb hatte sie das nicht längst getan? Was bedeutet diese Prophezeiung? Sie musste diese Marianne finden und mit ihr reden. Vielleicht würde das ein wenig Licht ins Dunkle bringen. Mit diesem Gedanken schlief sie völlig erschöpft ein.

Kommentare

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Am 19.11.2013, rockygirl2000
Hi Suteki
Das tut mir Leid... Aber Schlangen sind doch cool! ;D Und die Beschreibung muss ja nicht unbedingt zutreffen.. ;D Ja, das ist mir auch schon aufgefallen und ich habe es versucht. Aber es war nachher einfach nicht mehr komplet... Ich werde es vermutlich nicht mehr ändern obwohl es wahrscheinlich nötig wäre. Danke aber trotzdem für deine Kritik und dein Kompliment. :D
lg rocky
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Am 18.11.2013, Suteki Hakai
uaaaa hilfe! ich bin eine schlange! tssss! :PP
nun zur geschichte: es ist sehr spannend, doch es wäre angenehmer für den leser, wenn du erklärung der alten frau kürzer fassen würdest...
okay, das mache ich selber eher selten, doch es ist mir jetut gerade aufgefallen. ansonsten: kompliment!
ps: ich will keine schlange sein :(
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Am 17.11.2013, rockygirl2000
Hi Drachenfeder
Du musst dich nicht entschuldigen. ich freue mich über jeden Kommentar! :D Danke für dein Lob! :D Freut mich, das dir die Geschichte gefällt.
lg rocky
P.S. Ich glaube ich wär ein Tiger... Roaaar!!! ;D
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Am 17.11.2013, Drachenfeder
Verzeih mir wenn ich deine geschichte erst jetzt kommentiere. Deine geschichte trifft vollkommen meinen geschmack. Ich liebe es. Sie ist meeegaaa spannend. Die erklärung ist gut verständlich. Mach weiter so. Dein schreibstyl gefällt mir sehr gut.
Ps: cool, ich wäre ein adler <3