
Alera Kapitel 2

Text
Kapitel 2
Sie hörte Schritte näher kommen die irgendwie komisch klangen. Doch Alera war so verängstigt, das sie nicht klar denken konnte. Sie kauerte sich so klein wie möglich zusammen. Ein Schatten fiel über sie. Dann schnaubte plötzlich jemand. Vorsichtig hob Alera den Kopf und blickte direkt in die dunkelbraunen Augen von Mystic. Die Stute wieherte leise. Alera wollte Lachen, doch ihr blieb es im Hals stecken.
Vorsichtig stand das Mädchen auf. Sie wusste, dass es hier nicht mehr sicher war. Sie ging, gefolgt von Mystic, aus der Kammer und schaute sich in der Hütte um. Ihr Zuhause, seit sie klein war. Alles war ihr so vertraut. Die Kerben im Holz, neben ihrem Bett. Sie waren entstanden, als Alera schnitzen geübt hatte. Der Boden, der so rau und abgenutzt war. Sie hatte sich im Sommer immer unzählige Spiessen geholt, wenn sie mit nackten Füssen darüber lief…
Doch jetzt war keine Zeit für Melancholie. Alera ging zum Bett, kniete sich nieder und holte aus dem Stroh einen kleinen Dolch hervor. Der würde ihr bestimmt noch von nutzen sein. Ausserdem packte sie die restlichen Pfeile, die in einer Ecke des Zimmers lagen, in den Köcher zu den anderen. Sie verzichtete auf Ersatztkleider. Je weniger Last sie mit sich trug, desto besser. Gerade als sie die Hütte verlassen wollte, stach ihr der Trinkbeutel ins Auge.
Also verstaute sie ihn in der kleinen Wildledertasche ihrer Mutter, die neben deren Bett lag. Alera leerte sie aus und dabei fiel die kleine Schmuckschatulle ihrer Mutter heraus. Darin befand sich eine Kette mit einem Phönixanhänger. Er war weiss. Früher, als kleines Kind hatte Alera oft damit gespielt. „Wenn du älter bist, kannst du sie tragen.“, hatte ihre Mutter einmal zu ihr gesagt.
Entschlossen öffnete sie die Schatulle und holte die Kette heraus. Ehrfurchtsvoll strich sie über das raue Lederband. Ihre Finger fuhren über den kalten Metallanhänger. Dann, aus einer plötzlichen Intuition heraus, band sie sich den Anhänger um den Hals. Ihr Kleid verdeckte ihn und das war auch besser so. Mit der Tasche in der Hand lief sie zum Eingang der Hütte. Dort drehte sich Alera noch einmal um und warf einen letzten Blick in den vertrauten Raum.
Eine Träne kullerte über ihre Wange. Sie wischte sie weg. Sie musste jetzt stark sein. Alera lief zum Fluss herunter und füllte den Beutel mit Wasser. Dann verstaute sie ihn wieder in der Wildledertasche und lief zurück zur Hütte. Das Mädchen holte die Tiere und den Bogen hinter dem Haus hervor. Sollte sie ihn mitnehmen? Alera wusste, dass ihr eine lange Reise bevorstand. Der Bogen würde sie nur behindern.
Ausserdem hatte sie einen kleinen Dolch dabei. Also versteckte sie ihren Bogen und hinter einem der Bäume. Die Tiere liess sie achtlos am Boden liegen. Dann lief sie zu der wartenden Mystic zurück. Sie strich der Stute durch ihr weiches Fell und schwang sich danach auf deren Rücken. Die Wildledertasche hatte sie um die Hüften gebunden. So ritten sie los. Alera fühlte sich freier, je weiter weg sie der Hütte kamen.
Nun würde ein neuer Abschnitt ihres Lebens beginnen. Sie vergrub den Kopf in der Mähne des Pferdes und liess sich durch den Wald tragen. Mystic galoppierte gleichmässig. Nach einer Weile verfiel sie in einen sanften Schritt. Alera lächelte. Die Stute wusste, wie sie sich fühlte. An einem kleinen Fluss blieb sie stehen und trank. Das Mädchen stieg ab und schaute sich um. Langsam wurde es dunkel. Der Wald war ihr vertraut. Alera hatte keine Angst. Als die Stute ihren Durst gestillt hatte, setzten sie ihren Weg fort.
Nach geraumer Zeit war es so dunkel, das Alera fast nichts mehr sehen konnte. Um sie beide herum waren nur Bäume, die ihnen Schutz bieten würden. Alera liess sich von dem Rücken der Stute gleiten und trat in den Schatten der Bäume. Mystic folgte ihr müde. Das Mädchen legte sich hin und schlang die Arme um den Körper. So schlief sie ein.
Alera wurde von Stimmen geweckt. Sofort war sie hellwach. Leise stand das Mädchen auf und schlich zu Mystic, die den Kopf hob und ihn in Richtung der Stimmen drehte. Vorsichtig lief Alera zu dem kleinen Abhang und blickte nach unten. Da standen zwei Männer und stritten sich. Um was konnte das Mädchen nicht ausmachen. „Gib es mir zurück, Aragon!“, rief der grössere der beiden. Er trug ein Kettenhemd, das silbrig glänzte. Seine blonden Haare waren zerzaust. Der Rotschopf, der neben ihm stand, schüttelte den Kopf. „ Wieso sollte ich?“ Alera wurde nicht schlau aus den beiden.
Um was ging es eigentlich? Nun schien dem anderen der Geduldsfaden zu reissen. „Gib es mir auf der Stelle oder ich hole es mir!“, reif er erbost. Doch Aragon grinste nur. Da schoss der Blonde plötzlich nach vorne und versuchte, ihm etwas aus der Hand zu reissen. Erschrocken wich Aragon zurück. Sein Körper schüttelte sich und er kippte vornüber. Es sah so aus, als würde er zusammenbrechen.
Aber nein, er blieb weiterhin auf den Beinen, obwohl er sich zusammen krümmte. Und auf einmal war der Mann nicht mehr zu sehen. Alera konnte ihren Augen nicht trauen. An seiner Stelle stand nun ein Wolf, der angriffslustig fauchte. Das, was er in der Hand gehalten hatte, fiel zu Boden. Die Gestaltwandlung schien den Blonden nicht im Geringsten zu überraschen. Auch er krümmte sich plötzlich zusammen, schien kleiner und länger zu werden.
Seine Haut schien sich wie abzustreifen. Er bekam Schuppen an den Armem die sich langsam über seinen ganzen Körper ausbreiteten- jedenfalls über das, was noch davon übrig war. Mit Schrecken erkannte Alera, das dieser Manns sich gerade in eine Schlange verwandelt hatte. Die Schlange war schwarz und zwar kleiner als der vor ihr stehende Wolf. Jedoch liess sie keinen Zweifel daran, dass sie genauso gefährlich war, wie das grosse Raubtier, das sie taxierte. Sie standen sich gegenüber, starrten sich in die Augen. Dann, ohne Vorwarnung schoss die Schlange nach vorne und vergrub ihre spitzen Fangzähne im Bein des Wolfes.
Dieser fauchte und versuchte, sie abzuschütteln. Plötzlich schoss aus dem Gebüsch ein zweiter Tiger hervor, der sich entschlossen zwischen die beiden Streithähne stellte. Der Wolf und die Schlange kauerten sich in einer demütigenden Haltung zusammen. Auf einen strengen Blick, des grossen Wolfes hin, verwandelten sie sich zurück.
Das ging um einiges schneller als die Verwandlung in Tiergestalt. Die Männer standen sich nun wütend gegenüber. Aragon rieb mit schmerzverzehrter Mine über seinen rechten Arm, der blutete. Also war er wirklich dieses Tier gewesen. Es war keine Sinnestäuschung gewesen. Nun war auch die dritte Peron wieder zum Mann geworden.
Er war gross und sah sehr stolz aus. Sein schwarzes Haar hing ihm bis zu den Schultern herunter und seine dunkelblauen Augen taxierten die Männer mit einem strengen Blick. „Was fällt euch eigentliche ein? Sie könnte in der Nähe sein! Wir sind nicht hier, um uns zu bekämpfen, wir müssen das Mädchen finden! Es ist uns damals entwischt. Es darf nicht wieder geschehen.
Haltet euch besser unter Kontrolle.“ Die beiden nickten mit hängenden Köpfen. „Euch ist doch klar, das Charlet gelogen hat. Ihre Tochter ist nicht verstorben, die beiden Betten sprechen doch für sich. Und jetzt räumt euer Lager zusammen. Wir müssen so schnell es geht weiter reiten. Das Mädchen muss gefunden werden!“, donnerte er. Bei diesen Worten zuckte Alera zusammen. Dieser Mann und sein Gefolge hatten ihre Mutter getötet. Eine unsägliche Wut stieg in ihr auf. Und jetzt suchten sie nach ihr! Aber wieso?
Alera war kurz davor, nach unten zu den drei Männern zu stürmen doch sie zügelte sich. Leise drehte das Mädchen sich um und schlich zu Mystic zurück. Sie band sich die Tasche um, stieg auf das Pferd und trieb es sanft vorwärts. Alera getraute sich nicht, los zu galoppieren. Das wäre zu auffällig. Also bewegte sie sich so langsam und leise wie es ging. Aleras Herz raste. Dann, als sie hoffte, genug weit weg zu sein, drückte sie die Schenkel in die Seiten der Stute. Sie waren lange unterwegs. Mystic schien zu spüren, das es um ihr Leben ging.
Sie rannte über Wiesen, Felder und durch den Wald. Nach einiger Zeit sah man ein Dorf. Die Häuser waren krumm und schief. Ein kaputter Weg führte hinein. Vielleicht konnte sie hier die Nacht verbringen? Alera hoffte, das es sicher war. Sie stieg ab und ging zu einem Haus, neben dem ein Stall stand. Mystic lief neben ihr her. Alera fasste sich ein Herz und klopfte an die hölzerne Tür. Es dauerte lange, bis sich endlich etwas regte. Dann ging die Tür auf. Eine Frau stand im Türrahmen. Sie hatte schlohweisses Haar und war mindestens 80 Jahre alt. „Was willst du?“, fragte sie mit krächzender Stimme. Am liebsten wäre das Mädchen umgedreht und weggelaufen. Doch sie musste irgendwo schlafen.
„Bitte, ich bin den ganzen Tag lang geritten. Mein Pferd und ich sind müde von der langen Reise. Könnte ich eine Nacht lang hier schlafen?“ Die Frau runzelte die Stirn. Sie hatte eine ablehnende Haltung und Alera rechnete damit, dass sie verscheucht werden würde. Resigniert und müde strich sie sich das Haar, das sich inzwischen aus dem Zopf gelöst hatte, aus der Stirn. Das alte Weib beäugte die Stute, die hinter dem Mädchen in den schäbigen Kleidern stand, misstrauisch. Die Stute stupste sie an und Alera strich beruhigend über ihren Hals.
„Ich zahle auch etwas.“, sagte das Mädchen verzweifelt. Sie wühlte in ihrer Tasche herum, doch da war kein Geld. Da fiel ihr der Anhänger ein. Wollte sie das wirklich? Aber sie musste sich ausruhen. Wenn es sein musste, dann eben damit. Sie zog sich das Kleid etwas herunter und förderte so den Anhänger zu tage. „Ich habe nur den hier.“, murmelte sie leise. Die Frau starrte sie an, bevor sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht breit machte. „Komm herein, Kind. Deine Stute kann im Stall schlafen.“
Sie zeigte auf das kleine Häuschen, das nebendran stand. Alera brachte Mystic hinein. Sie leerte etwas Wasser aus dem Trinkbeutel in den Eimer, der da stand. Stroh hatte es in rauen Mengen. Dann begab sie sich in das Haus hinein.
du hast die Landschaft dieses mal meiner Meinung nach mehr beschrieben, was mir sehr gefällt. es fällt dem Leser leichter, wenn er es sich vorstellen kann!
ich habe weder zeit noch lust diese geschichte zu kritisieren. mach einfach weiter so!
übrigens, es ist mir auch nichts eingefallen, was es zu kritisieren gegeben hätte.
Und: ich würde dir ja helfen wollen, aber ich habe leider keine Ahnung, was im laufe der geschichte noch passieren wird!! ;) Ist ja auch gut so!