Kathie

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Kaloumi
Veröffentlicht: 02.09.2012 17:55
Aktualisiert: 03.09.2012 18:12
Kategorie: Krimi
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Kurzbeschrieb:
Im Deutschunterricht hatten wir vor ein paar Wochen das Thema Kriminalromane/Geschichten,der folgende Text stammt daher.

Text

Kathie

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Norbert Keck sass an seinem staubigen Schreibtisch und beobachtete eine Fliege bei ihrem Spaziergang über das Fensterbrett. Rechnungen! Schon wieder ein ganzer Stapel! Woher sollte er das Geld nehmen? Seit über einem Monat war kein lukrativer Fall mehr reingekommen. Einzig die Sache mit den beiden niedergeschlagenen Frauen im Westpark blieb ihm, aber auch da hatte er keinen Erfolg. Es gab keine Indizien, keine Beweise, ja noch nicht einmal einen Verdächtigen. Da schrillte aus heiterem Himmel die Türglocke und riss ihn aus seinen Gedanken. Eine junge Dame betrat den Raum: “Was gibt mir die Ehre, eine solch schöne Dame, so früh in meinem Büro zu empfangen?“ "Ich bin Frida Winter. Ich habe gehört Sie ermittelten im Fall der niedergeschlagenen Frauen im Westpark?“ “Tja da gehen Sie richtig, allerdings habe ich in letzter Zeit keine neuen Hinweise bekommen." “Ich bin die Dritte.“ Die junge Dame holte kräftig Luft und dann sprudelten die Worte wie ein Wasserfall aus ihrem Mund.

 

"Ich kam gerade von einer Party im Submarine und wollte durch den Westpark zur U-Bahn Station. Als ich am Spielplatz vorbei kam, hörte ich plötzlich Schritte hinter mir. Ich liess mich erst nicht beirren. Als ich kurz anhielt, um meine Schuhe zu schnüren, verstummten die Schritte jedoch hinter mir. Ich drehte mich um, aber es war niemand zu sehen. Da bekam ich es plötzlich mit der Angst zu tun und rappelte mich schnell auf. In diesem Moment spürte ich einen dumpfen Schlag gegen meinen Schädel. Ich sackte nieder und war wohl kurz ohnmächtig, denn ich erwachte erst wieder, als mich der nette Herr Schlegelmilch wachrüttelte und zum Krankenhaus begleitete. "Hätte denn sonst noch jemand ein Motiv Sie im Park abzufangen?" Frau Winter starrte Norbert Keck empört an: "Ich habe doch keine Feinde! Ich war überall beliebt! Es war auf jeden Fall dieser Westparkräuber! Wollen Sie mir denn nicht glauben! Wenn ich dass meinen Freundinnen erzähle! Die sind nämlich ebenfalls überzeugt, dass es dieser Typ war. Ich erwarte von Ihnen, dass sie den Park observieren!" Norbert Keck hatte absolut keine Lust auf die frostigen Stunden auf einer Parkbank, aber er brauchte das Geld dringend. Er willigte also mürrisch ein. "Gut, sagte Frau Winter triumphierend, dann melden Sie sich bitte falls Sie etwas neues haben! Jetzt muss ich aber schnell los, ich habe nämlich noch einen Termin mit einem Reporter des Stadtkuriers! Ich will mich interviewen lassen, weil jeder alles über den Überfall von diesem Räuber wissen soll." Norbert Keck seufzte als Frau Winter den Raum endlich verlassen hatte. Daher wehte der Wind also.

 

Etwas später sass Norbert Keck auf einer rostigen Parkbank. Er betrachtete die Stelle, an der Frau Winter gelegen hatte, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Er liess seinen Blick über den Park schweifen. Auf der einen Seite war ein Weiher, auf der anderen ein grosser Spielplatz. Die beiden anderen Frauen waren in einer dunklen Ecke des Parks überfallen worden. Hier jedoch war das Zentrum des Parks, der Täter hätte also damit rechnen müssen, gesehen zu werden. Weshalb hatte er dieses Risiko auf sich genommen? Hatte Frau Winter etwas Wertvolles dabei? Er wollte am Nachmittag unbedingt noch einmal mit ihr sprechen. Zuerst machte sich Keck jedoch auf zum Wohnhaus der Familie Schlegelmilch. Norbert Keck stand einer Dame mittleren Alters gegenüber. Eigentlich wollte er zu ihrem Mann Alois Schlegelmilch, aber dieser war nicht zu Hause, so musste er mit seiner Frau Martha vorlieb nehmen. Sie antwortete betont knapp, und als er sie fragte, was ihr Mann denn so spät noch im Park gemacht hätte, erwiderte sie verärgert: "Warum? Ist es etwa verboten spazieren zu gehen? Alois war sich nur schnell die Füsse vertreten." "Und deshalb ist er in den Stadtpark? Ist das nicht etwas weit um sich die Füsse zu vertreten?" "Verdächtigen Sie  jetzt etwa meinen Mann? Das ist ja wohl die Höhe! Die Frau kann froh sein dass mein Mann zur Stelle war. Und jetzt verschwinden Sie, die Nachbarn gucken ja schon." Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu und Keck tat wie ihm geheissen.

 

Das Gespräch mit Frau Schlegelmilch warf für Keck einige Fragen auf. Weshalb wollte sie nichts sagen? Schliesslich hatte sie doch nichts zu verheimlichen, oder doch? Wollte sie jemanden decken? In seinem Büro wartete schon Frau Winter, als er endlich ankam. Sie wollte sofort wissen, ob es etwas Neues gebe. Er gab keine Antwort, sondern fragte sie misstrauisch: "Frau Winter, was ist ihnen beim Überfall eigentlich gestohlen worden?"

"Ehhm, also...warum? Ich meine, ist das denn wichtig?"

"Was wurde gestohlen. Ich muss es wissen!"

Frau Winter druckste beschämt herum. "Ja also so direkt ist mir nichts gestohlen worden. Aber der Räuber hatte halt keine Zeit mehr oder vielleicht war auch - "Keck platzte der Kragen: "Verdammt noch mal! Wie soll ich denn ermitteln, wenn sie mich brandschwarz anlügen? Sie behaupteten immer, es wäre ein Raub gewesen, dabei ist ihnen gar nichts gestohlen worden! Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, sie erzählen diesen ganzen Mist nur, damit sie ins Fernsehen kommen. Wollen Sie lieber ins Fernsehen oder die Wahrheit wissen?" Frau Winter starrte verlegen auf ihre Schuhe. Sie sah ein, dass sie falsch gehandelt hatte und versuchte nicht gerade alles von ihrer Glaubwürdikeit zu verlieren. Keck schleppte Frau Winter mit zu Herrn Schlegelmilch, wo er hoffte, der Lösung auf die Spur zu kommen.

 

Zum zweiten Mal heute drückte er auf den verschmierten Klingelknopf. Dieses Mal aber öffnete ihm ein Mann: Alois Schlegelmilch. In dessen Wohnzimmer nahmen die drei Platz. "Herr Schlegelmilch, ich ermittle im Fall von Frida Winter. Sie haben die Dame ja bewusstlos gefunden. Können Sie mir einmal schildern, was sie letzten Dienstagabend gemacht haben?" "Ich war mit meiner Tochter Ina allein zu Hause, weil meine Frau Nachtschicht hatte. Ina hatte ihre Puppe am Nachmittag auf dem Spielplatz liegen lassen und wollte ohne sie einfach nicht einschlafen. Sie weinte so lange bis ich mich entschied, die Puppe zu holen. Als ich dann im Park ankam, suchte ich nach der Puppe, konnte sie aber nicht finden. Wahrscheinlich hatte sie irgendein Hund schon vor mir entdeckt. Gerade als ich umkehren wollte, hörte ich nicht weit entfernt jemanden ächzen. Ich ging hin, ja und dann fand ich Frau Winter. Ich begleitete sie ins Krankenhaus und danach bin ich direkt nach Hause." In diesem Moment schwang auf einmal die Tür auf und ein kleines Mädchen betrat den Raum. Es war Ina. Sie lief auf ihren Papa zu, streckte ihm ihre Puppe entgegen und sagte: "Kathie will gute Nacht sagen!" Alois klappte der Kinnladen runter. "Ina, woher hast du die Puppe!", fragte er verwundert. "Mami hat sie mir gegeben." "Aha, seufzte Schlegelmilch. Martha hat sie bestimmt heute geholt." Keck jedoch bemerkte scharfsinnig: "Aber die Puppe war doch am Tatabend schon nicht mehr auf dem Spielplatz. Dann muss ihre Frau ja vor ihnen da gewesen sein!"

Plötzlich hörte man wie jemand mit schnellen Schritten an der Wohnzimmertür vorbeirannte. Frau Winter, die die ganze Zeit teilnahmslos auf einem Sessel gesessen hatte, schreckte hoch. "Das ist das Geräusch! Jetzt weiss ich es wieder! Im Park! Die Schritte hinter mir, es waren Stöckelschuhe!" Keck sprang auf und sah gerade noch wie Frau Schlegelmilch um die nächste Quartierstrasse bog. Keck fluchte und rannte so schnell es ging hinterher. Frau Schlegelmilch hatte ihre Stöckelschuhe ausgezogen und an den Wegrand geworfen. Aber auch das half ihr nichts, denn plötzlich stolperte sie und knallte mit voller Wucht auf den Boden. Keck packte sie am Arm und Frau Schlegelmilch schluchzte was das Zeug hielt. Er befahl ihr, sich auf den Bordstein zu setzten und fragte sie mit einem kalten Lächeln: "Frau Schlegelmilch ich glaube, Sie müssen mir da was erzählen. Sie wissen, dass die Beweislage gegen Sie erdrückend ist!" "Ja, flüsterte sie und weinte leise. Es war doch alles ein Missverständnis!" "Jetzt erzählen Sie mir ganz genau, was am Dienstagabend passiert ist," sagte Keck eindringlich. "Ich kam nach Hause und fand meine Tochter alleine vor. Als ich sie fragte, wo denn ihr Vater sei, antwortete sie, dass er mit Kathie im Park sei. Alois war in den Wochen zuvor oft nicht zu Hause. Deshalb fühlte ich mich in meinem Verdacht, dass er mich betrügen würde, bestätigt. Ich wollte ihn im Park zur Rede stellen, aber als ich diese aufgetakelte Tussi sah, griff ich mir den nächst besten Stock und zog ihn ihr wutentbrannt über den Kopf. Ich floh über den Spielplatz, wo ich dann die Puppe meiner Tochter fand und mitnahm. Diese blöde Puppe! Hätte ich sie bloss liegen lassen. Ich konnte doch nicht wissen, dass Ina mit "Kathie" ihre Puppe meinte!" Martha Schlegelmilch schluchzte auf: "Es tut mir ja so leid, es tut mir ja so leid!" Norbert Keck schüttelte den Kopf. "Auch wenn es Ihnen leid tut. Mir bleibt nichts anderes als sie der Polizei zu übergeben." Martha Schlegelmilch stand auf, wischte sich die Tränen ab und begleitete Keck widerstandslos.

 

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