Drei Jahre schreibdichfrei.net – wie war es und wie geht es weiter?

Auf schreibdichfrei.net erhältst du dein eigenes Profil und deinen persönlichen Schreibtisch. Dort kannst deinen Text schreiben und anschliessend posten oder auch vorerst unveröffentlicht speichern bis du bereit bist, ihn anderen zu zeigen. Wir wünschen dir gutes Gelingen! Wenn du übrigens einen Tipp von einem Schreib-Coach brauchst: Auf deinem Schreibtisch liegt das Formular schon bereit.

Wer schreibt denn eigentlich so auf dieser Onlineplattform? Dies wollte die Universität Basel genauer wissen. Denn schreibdichfrei.net ist seit Frühling 2012 online, also schon über zwei Jahre. Davor war natürlich auch eine Vorlaufzeit, bei der wir programmiert und entwickelt haben. Zeit also, um eine erste Bilanz zu ziehen. Das Centre for Philanthropy Studies (CEPS) von der Basler Universität hat die Aktivitäten von Schreibdichfrei.net analysiert. Zudem wurde eine freiwillige Umfrage bei den Nutzern durchgeführt. Ausserdem wurde nach dem Zufallsprinzip die sprachliche Entwicklung einzelner Texte analysiert.

Fangen wir doch bei euch - den Autorinnen und Autoren - an. Durch die Analyse der Userprofile entsteht für die Uni Basel ein ziemlich klares Bild des „typischen“ schreibdichfrei.net-Mitglieds. Dieses ist zwischen vierzehn und sechzehn Jahre alt, weiblich und spricht Deutsch als Muttersprache. Viele von euch haben angegeben, dass sie nicht in der Nähe einer Stadt wohnen. Die männlichen User sind bei schreibdichfrei.net derzeit untervertreten: Nur rund 20 Prozent der Mitglieder sind Jungs, wie die Studie der Uni Basel zeigt. Hier sind aber die Jugendlichen, die bei Schreibsport im Rahmen von Laureus Street Soccer Texte schreiben, nicht eingerechnet, da Schreibsport offline stattfindet in den Fussballpausen.

Die meisten von den registrierten Jugendlichen sind seit etwa acht Monaten dabei, wie die Untersuchung zeigt. Wobei hier zu sagen ist: Etwa die Hälfte der Nutzer ist „schreib-aktiv“. 53 Prozent aller Nutzer haben zusammen etwa 2’000 Texte veröffentlicht. 46 Prozent der Mitglieder hat bisher keinen Text veröffentlicht. Das kann auch damit zusammenhängen, dass sie v.a. mitlesen und vielleicht einfach liken – für’s Bewerten ist es ja so, dass es einen Account braucht. Die meisten schreibdichfrei-Mitglieder sind erfahren, d.h. sie schreiben schon länger. Nur 30 Prozent aller Befragten hat das Schreiben gerade kurz vor der Registrierung auf schreibdichfrei.net entdeckt.

Regelmässiges Schreiben in der Freizeit verbessert sprachliche Fähigkeiten
Viele der Mitglieder haben schon vor der Existenz von schreibdichfrei.net aktiv geschrieben. Trotzdem geben 70 Prozent von ihnen an, dass sie durch die Plattform zum Schreiben motiviert werden und dazu, Texte zu veröffentlichen. Spannend finden die meisten Nutzer (70 %) auch den Austausch unter Gleichgesinnten und dass man Feedback auf die eigenen Texte erhält. Dieses Feedback umzusetzen sei aber schwierig und gelingt nicht immer, sagt rund die Hälfte der Befragten.

Besonders gut kommt die Offenheit von schreibdichfrei.net an: Dass man Themen ganz nach eigenen Interessen wählen kann, wurde in der Umfrage der Uni Basel als besonders positiv bewertet. Wie eine Untersuchung der Texte auf der Homepage zeigt, experimentieren die meisten User auch bewusst mit den verschiedenen Textkategorien. Dieses Ausprobieren und regelmässiges Schreiben bleibt nicht ohne Wirkung, wie eine Textanalyse bei verschiedenen zufällig ausgewählten Usern zeigt. Im Laufe ihrer Schreibtätigkeit entwickeln sich ihre sprachlichen Fähigkeiten. Ihre Texte werden detaillierter. Und auch die Grammatik verbessert sich, wie die Untersuchung zeigt.

Auch die User selbst fühlen sich offenbar sicherer und merken, dass das regelmässige Schreiben „etwas nützt“, wie die Umfrage zeigt. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen gibt an, dass sich ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit deutlich verbessert habe, seit sie bei schreibdichfrei.net Texte veröffentlichen. Dass sich durch das freiwillige Schreiben auf Onlineplattformen die Schreibkompetenz verbessert, belegen auch diverse andere Studien, wie die Uni Basel in ihrer Untersuchung schreibt: „Ausserschulisches Schreiben steigert nicht nur die Schreibkompetenz sondern fördert auch die Entwicklung eines eigenen Sprachstils und wirkt sich positiv auf die Fähigkeit, eigenständig zu lernen, aus.“ Davon würden laut Studien vor allem männliche Jungautoren profitieren.

Chattet mit uns!
Und was bedeutet diese Untersuchung nun für euch und für schreibdichfrei.net? Was machen wir mit diesen Ergebnissen? Wir werden schauen, dass wir die Punkte, die ihr noch nicht so gut bewertet habt, verbessern können. Die Uni Basel schreibt in ihrer Evaluation grundsätzlich: Die Plattform schreibdichfrei.net sei sehr gut geeignet Jugendliche zum Schreiben und Veröffentlichen von Texten zu motivieren. Auch mit dem Design sind die meisten zufrieden. Ansatzpunkte sehen die Mitarbeiter der Uni Basel aber unter anderem bei den Kommunikationskanälen. Viele von den Befragten finden diese unzureichend, hat die Umfrage ergeben.

Seit Anfang 2015 gehört daher monatlicher Chat zum festen Angebot von schreibdichfrei. Auch Begegnungen in Echtzeit werden gefördert.

Anina Peter / Ursula Weber